Genannte Zutaten gehören eigentlich zu „Flaneur“ dazu. Da diese dem Heft leider nicht beiliegen, muss der Leser wohl auf eigene Bestände zurückgreifen, bevor er in diesem einzigartigen Themenheft auf Entdeckungsreise geht.
Wer auffällt, bekommt Aufmerksamkeit. Das gilt auch für Magazine. Wie zum Beispiel „Flaneur“. Da haben wir die Ausgabe Corso Vittorio Emanuele II ausgewählt. Das Heft signalisiert schon durch Format, Gewicht, Handschmeichelpapier und pompöse Veredelung, dass hier etwas Großes auf dem Tisch liegt. Und es löst dieses Versprechen mit einer einzigartigen Idee und konsequenter Umsetzung ein: Anhand einer Straße wird eine ganze Stadt portraitiert. Im Blick durch die Lupe spiegelt im Corso Vittorio Emanuele II das ewig unfertige, prunkvolle, dröhnende Rom.
Aber Vorsicht: Diesen Mikrokosmos erschließen Sie sich nicht beim flüchtigen Vorübergehen, sondern erst, wenn Sie mit Zeit und offenen Augen durch das Heft flanieren. Wer genau hinschaut, wird reich belohnt: mit Facetten, Details, Eindrücken und Reflexionen, die weit jenseits der üblichen Städteportraits und Reisemagazine liegen. Hier ein paar Beispiele:
1.Auffallen! (Aber richtig.) Titel, Format und Haptik sind ein Statement, machen die Idee hinter „Flaneur“ sofort verständlich: Muße, Tiefgang, Perspektivwechsel. Kein Gehetze von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Momente aufnehmen und auskosten. Das Coffetable-Format signalisiert: „Nimm Dir Zeit, setz dich, entdecke mich.“ Auch die goldene Veredelung ist kein teurer Schnickschnack, sondern trägt das Motiv vom pompösen Rom.
2.Menschen! Nichts trägt ein Thema mehr als Menschen. Hier im Panel kommen 11 Künstler, Architekten, Stadtplaner, Kulturkritiker oder Historiker zu Wort. Sie provozieren mit ihren Thesen, beleuchten den Corso und Rom aus ungewöhnlichen Perspektiven und liefern neue Antworten auf die 2000 Jahre alte römische Frage, wie eine moderne Hauptstadt sein sollte.
3.Bilder! „CRABS NO CATS“: Ein Mann will aus einem Platz einen See machen. Eine absurde Geschichte, erzählt fast ohne Worte, aber mit vielen authentischen Fotografien.
4.Menschen! (Sagten wir das schon?) Das Heft betrachtet statt Asphalt und alten Steinen lieber Menschen und ihre Beziehung zum Corso. Eine Handschuhladenbesitzerin, einen Juwelier, einen Bankangestellten. Geschichten von der Straße, die das Grundthema auf Händen tragen.
5.Wunder! Ersatzweise gehen auch wunderbare Perspektiven. Wie die von Fabrizio Amoroso. Der ist Fotograf und den Wundern seiner Heimatstadt mit ganz besonderem Entdeckerblick auf die Pelle gerückt.
6.Mut. Man kann (und muss) es nicht immer allen recht machen. Für die einen ist es „Iiihhh!“, für die nächsten ist es „Ähm?“ für andere ist es „Ahhhh“. Wie zum Beispiel diese trashige Geschichte eines Mannes, der endlich einen Fisch im Tiber fangen wollte.
7.Leben! Besondere Reportage-Formate bringen Abwechslung und damit Leben zwischen Titel- und Rückseite. Wie hier: Ungefiltert, unkommentiert, grob und pur beobachten wir Menschen in einer Eisdiele, oder erleben die Straße als Kopfkino mit authentischer Tonspur. So wird Lesen zur wahren Lebens-Erfahrung.
Flaneur zeigt uns, wie mit Hingabe, Leidenschaft und Kreativität (und ja, einer Menge Zeit) ein einzigartiges Themenheft entstehen kann. Wenn Sie selbst auf Entdeckungsreise gehen möchten, hier können Sie Flaneur bestellen: http://flaneur-magazine.com
Nachgereicht: Ein Interview mit der Gründerin und Herausgeberin des Flaneur Magazin finden Sie bei DesignMadeinGermany.de