FLOW: So geht Ziel­gruppe


Rein­ge­blät­tert & Drauf­ge­schaut: Heute haben wir uns eine Frau­en­zeit­schrift gean­gelt, die aus dem plät­schernden Schön­heits-Schlank­heits-Stern­chen-Allerlei heraus­ragt wie eine rosa Haifisch­flosse aus dem Gold­fisch­teich.

Ja, man muss schon zur Ziel­gruppe Frau gehören, damit die Themen des neuen Frau­en­ma­ga­zins „Flow“ ihre volle Wirkung entfalten. Aber auch die Nicht-Ziel­gruppe merkt schnell, dass die Erfin­de­rinnen hier ein Heft machen, das kompro­misslos nah an der Leserin und weit außer­halb des Gewohnten agiert.

Der Fokus auf die Lese­rinnen drückt sich nicht nur in den Themen und Texten aus, er ist auch mit viel Liebe in die Gestal­tung und Verar­bei­tung einge­ba­cken. Mit etwas „Reverse Engi­nee­ring“ haben wir versucht, einige Zutaten wieder frei­zu­legen:

Lesezeichen

1 In Frau­en­ma­ga­zinen geht es meist um das perfekte Leben (und wie frau dort hinkommt). FLOW ermu­tigt zum echten, bisweilen nicht ganz so perfekten Leben. FLOW ist so echt wie seine Ziel­gruppe. Keine schlechte Idee, viel­leicht auch für ganz andere Maga­zine.

2 FLOW fühlt sich gut an. Das Heft zielt nicht nur auf Auge, Herz und Bauch, sondern auch auf die Hände. Die hapti­sche Gestal­tung vermit­telt das Gefühl, eine mit Liebe zusam­men­ge­stellte Samm­lung in den Händen zu halten und diese Hände bekommen immer wieder etwas zu tun (take this, Internet!). Leser­bin­dung einmal anders.

3 Die teuren Anzei­gen­plätze gehören (fast) alle den Lese­rinnen. Kein Verkaufs­ge­schrei, nur leises PR-Gemurmel, kaum Besser­wis­serei, keine aufdring­li­chen Stil- und Schön­heits­ideale. Vertrau­ens­bil­dende Maßnahmen, die ins Schwarze treffen.

4 Die Inhalts­seite zeigt, wie perfekt die Typo­grafie das Wesen des Hefts vermit­telt. Schreib- und Schreib­ma­schi­nen­schrift stehen für indi­vi­duell Gemachtes. Beide nehmen typo­gra­fisch das Tempo raus, ruhen in sich selbst. Durch­dacht, gekonnt, gemacht.

5 Vier einge­schos­sene Extra­seiten, um eine Rubrik von der nächsten zu trennen. Das wäre nicht nötig, gibt aber Orien­tie­rung. Und auch wieder Futter für die Hände: Die Rubri­ken­trenner haben eine ausklapp­bare Lasche als Lese­zei­chen. Klare Botschaft: Leserin, Du bist uns etwas wert.

6 Papier­wechsel! Zarter und dünner, passend zur Rubrik. Auch in den folgenden Rubriken ändert sich das Mate­rial und setzt damit subtil aber wirksam die Grund­stim­mung. Print wirkt hier ganz direkt.

7 FLOW drückt den Lese­rinnen nichts auf. Das Heft ist freund­lich und nütz­lich und macht sogar Geschenke: imma­te­ri­elle wie Ruhe (selten passt das aktu­elle Buzzword „lean-back media“ so gut wie hier). Aber auch mate­ri­elle wie die Fens­ter­auf­kleber oder den Wochen­planer. Macht sonst niemand und hinter­lässt einen blei­benden Eindruck.

Zugreif­emp­feh­lung!

Falls Sie das Print­heft mal am Kiosk sehen: Zugreif­emp­feh­lung! und viel Spaß beim Entde­cken.

Stefan Schanz

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