Facebook und Google bieten auf ihren Plattformen neue, speziell für Smartphones optimierte Artikelformate an: blitzschnell und am kleinen Bildschirm schön anzuschauen. Was bedeutet das für das Corporate Publishing?
Facebook nennt die Turbo-Artikel in seiner Timeline „Instant Articles“, Google hat seine Seiten „Accelerated Mobile Pages (AMP)“ getauft. Beide Unternehmen zeigen dieses Artikelformat ausschließlich auf Smartphones und beide kennzeichnen sie durch ein Blitz-Symbol im Teaserbild. Auf der Google-Trefferseite bekommen die AMPs zudem einen eigenen Anzeige-Bereich in der mobilen Ansicht – natürlich ganz oben.
Vorteile für das Corporate Publishing
Was hat das mit Online Magazinen und mit Corporate Publishing zu tun? Wie bei vielen B2C- und Daily-Publishing-Trends können wir hier lernen, wohin die Reise geht: Mobil ist die Zukunft!
Neben der hohen Ladegeschwindigkeit spielt die Einbettung in den reichweitestarken Plattformen Google und Facebook eine entscheidende Rolle. B2B-Unternehmen, die mit Instant Articles und AMPs die mobile Reichweite des eigenen Contents vergrößern möchten, sollten aber auch die Nebenwirkungen beachten.
Mehr Leser, weniger Kontrolle
Mit dem Gewinn neuer mobiler Leser geht ein Kontrollverlust einher. Der Artikel wird aus dem Kontext seiner ursprünglichen Heimatplattform gerissen: Er steht etwa bei den AMPs direkt neben thematisch verwandten Artikeln anderer Anbieter oder taucht bei Facebook losgelöst in der Timeline bei den Freunden eines Kommentators auf. Alleine über Logos und eine wiedererkennbare Artikelgestaltung kann sich der Absender beim Leser als Marke bemerkbar machen.
Für den Leser findet der Artikel zunächst nur auf Facebook oder Google statt. Vielen Nutzern ist dabei gar nicht mehr bewusst, woher der Inhalt kommt. „Homeless Media“ wurde diese Phänomen getauft: Heimatlose Medienstücke, die in einem ganz anderen Kontext wahrgenommen werden, als in dem vom Absender ursprünglich angedachten.
Im Corporate Publishing muss es nichts Schlechtes sein, wenn ein Artikel über seine fachliche Relevanz zum Leser findet. Eine gute Geschichte zahlt auch isoliert auf die Ziele des Absenders ein. Darum sollten Redakteure beim Texten solcher Artikel stets bedenken, dass diese auch „homeless“, also unabhängig von ihrer Heimatplattform funktionieren müssen.
Das bedeutet je nach Zielsetzung beispielsweise den Absender klarer zu benennen oder den Kontakt zum Vertrieb von der Marginalspalte in den Artikel zu verschieben. Die Autoren sollten zudem eine klare Strategie entwickeln, wie jeder Artikel attraktive Weiterlese-Anreize integriert, die auf weitere eigene AMPs, weitere Instant-Articles oder doch auf die eigene, mobil-optimierte Website verlinkt.
Der Einstieg bei Instant Articles und AMP
Google bietet eine detaillierte Schritt-für-Schritt AMP-Anleitung für die benötigten Auszeichnungen im Sourcecode der eigenen Artikelseiten. Für diverse CMS-Systeme werden bereits PlugIns angeboten, die diese erweiterten Auszeichnungen weitestgehend automatisiert beim Veröffentlichen eines Artikels einfügen. Findet der Google-Crawler eine entsprechend markierte AMP-Seite, wird Google diese in stark abgespeckter Dateigröße auf die eigenen Hochgeschwindigkeitsserver übernehmen und fortan auf seinen mobilen Trefferseiten anbieten.
Die entsprechende Dokumentation für Facebooks Instant Articles hat im Vergleich einige Schritte mehr. Hier unterstützen auch einige wenige CMS-Plugins die Artikelaufbereitung, gesteuert wird die Publikation aber ausschließlich über die Facebook-Seiten-Manager-App. Publisher müssen zum Start mindestens 10 Artikel einreichen, um von Facebook geprüft und für die weitere Nutzung freigeschaltet werden zu können. Erst danach werden die eigenen Instant Articles auf der zugehörigen Facebook-Page beim Aufruf mit der Smartphone-App sichtbar.