Digi­tale Menschen auf toten Bäumen


Webma­ga­zine, iPad-Maga­zine, Online­ma­ga­zine. Ja wer hat denn heute noch Papier? Der Austra­lier Kai Brach zum Beispiel. Er ist Webde­si­gner und hatte nichts besseres zu tun, als ein gedrucktes Magazin über digi­tale Menschen zu gründen - und ein extrem schönes noch dazu.

offscreen-magazine-aufmache

Die Span­nung zwischen Layout und Inhalt

Das Magazin Offs­creen betrachtet die Menschen, Ideen und Unter­nehmen hinter App, Websites und Screen­de­sign. Das Layout entspricht dem Namen und ist ein ganz entschie­denes Offline-Design – extrem elegant und ruhig.

Das Raster arbeitet mit zwei Spalten und einer Halb­s­palte als Spiel­bein, um die beiden Text­spalten zu trennen oder als Block auf den Seiten hin und her zu schieben. Gestal­te­risch gibt es keine direkte Anspie­lungen auf Web- oder App-Design. Auch Screen­shots gibt es nicht. Es ist eher anders herum: Der Macher betrachtet sein Magazin als „old-fashioned“ und lehnt sich an klas­si­sche Buch- und Maga­zin­ge­stal­tung an, ist  jedoch ein Webde­si­gner der endlich mal etwas Greif­bares machen wollte.

Die moderne, webige Note gibt er dem Magazin vor allem über die sehr schmale Head­line­schrift Tungsten Narrow. Außerdem erin­nern die feinen Linien an moderne typo­ori­en­tierte Word­press-Themes und die holen ihre Inspi­ra­tion ja oft aus dem klas­si­schen Plakat bzw. Wand­zei­tungs­de­sign und damit aus der tiefen Vergan­gen­heit des Drucks. Diesen Effekt verstärkt die Grund­schrift: Calluna. Sie ist keine Zeitungs- oder Maga­zin­typo, sondern eine Buch­schrift. Aller­dings ist sie in ihren Fein­heiten sehr modern, was wieder zu den High-End-Word­press-Themes hinführt.

Das Heft ist übri­gens kein quer subven­tio­niertes Spiel­zeug. Es ist ein sehr ernst gemeintes Projekt, das durch­dacht aufge­zogen ist, mit Webshop für Poster und Design­ar­tikel und einer soliden Basis an Spon­soren. Die wiederum alle sehr digital in ihren Geschäften.

Wer mehr vom Magazin sehen will, findet es on screen hier.

Aufmacherdoppelseite aus dem Magazin Offscreen

Wäre Offs­creen ein anderes Magazin – zum Beispiel über Bücher, Archi­tektur oder Essen, wäre die Gestal­tung einfach nur schön. Aber so entsteht eine einzig­ar­tige Span­nung zwischen dem Thema digi­tale Welt und der ruhigen Buch­ge­stal­tung.

Fotodoppelseite aus dem Magazin Offscreen

Diese Span­nung entspricht perfekt der Absicht des Maga­zins: Es nimmt das Tempo aus der digi­talen Welt heraus und zeigt die reale Welt dahinter – mit den Menschen, die dort arbeiten.

Sponsorenseite aus dem Magazin Offscreen

Das Magazin verdient sein Geld über den Copy­preis, einen Shop, der am Webauf­tritt hängt und die Spon­soren. Anders als Anzei­gen­kunden gehen diese eine lange Bindung ein und werden dafür vom Magazin präsen­tiert, statt sich mit Anzeigen dazwi­schen drän­geln zu müssen.

Titelseite der ausgabe 6 von Offscreen

Mitt­ler­weile gibt es sechs Ausgaben. Die siebte ist in Vorbe­rei­tung.


Nach­trag 07.09.2015: Mitt­ler­weile ist Offs­creen bei Ausgabe 12 ange­kommen, die wir natür­lich auch schon bestellt haben.
Weil der Erfolg der One-Man-One-Maga­zine-Show auch andere faszi­niert, gibt es außerdem ein span­nendes Video über Kai Bracht und sein Baby:

Martin Reinhardt

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