PRINT … ( ) wirkt ( ) stirbt ( ) ist schon tot


Eine neue Leser­ge­ne­ra­tion wächst mit der Smart­phone-Ära heran. Sie weiß später nichts mehr mit Zeit­schriften anzu­fangen, will es nur noch mobil, digital, klein­teilig und schnell. So viel steht fest. Oder?

Unlängst bin ich bei Recher­chen über folgende Aussage gestol­pert: Ein Vertreter der Internet-/Social­media-Frak­tion hatte keinen Zweifel daran, dass eine Leser­ge­ne­ra­tion heran­wächst, die mit dem Konzept der gedruckten Zeit­schrift nichts mehr anzu­fangen weiß. Klingt plau­sibel, aber lässt sich das auch belegen?

Print stirbt!

Wer sich beim Nach­wuchs umschaut, sieht, dass die elek­tro­ni­schen Medien (vor allem die mobilen) nicht mehr aus ihren Händen wegzu­denken sind. Laut der Bitkom-Studie „Kinder und Jugend 3.0“ sind fast 100 Prozent der 10-Jährigen online und das Smart­phone ist der wich­tigste Zugangs­kanal. Die JIM-Studie 2013 vom Medi­en­päd­ago­gi­schen Forschungs­ver­band Südwest kommt zu dem Ergebnis, dass der Anteil der 12- bis 19-Jährigen, die täglich oder mehr­mals pro Woche zu Zeit­schriften greifen, von 49 Prozent im Jahr 1998 auf 23 Prozent im Jahr 2013 gesunken ist und der IVW meldet seit über 10 Jahren insbe­son­dere bei der Publi­kums­presse rück­läu­fige Aufla­gen­zahlen. Da liegt es doch auf der Hand, dass die kleinen Finger, die heute Smart­phones halten, wenn sie groß sind kein Papier mehr anfassen wollen.

Oder doch nicht?

Zu ganz anderen Ergeb­nissen kommen die Studien und Auftrags­for­schungen der Verlags­branche. Beispiels­weise meldet die Arbeits­ge­mein­schaft Media-Analyse (agma), dass die Zeit­schrif­ten­nut­zung bei Jugend­li­chen und jungen Erwach­senen sogar gering­fügig zuge­nommen hat. Johannes Schneller und Oliver Bruttel vom Institut für Demo­skopie Allens­bach haben die Ergebnis der Allens­ba­cher Markt- und Werbe­trä­ger­ana­lyse (AWA) analy­siert und fest­ge­stellt, dass es keine einheit­liche Entwick­lung der Medi­en­gat­tung Zeit­schriften gibt. Das heißt, nur wenige Titel und Segmente (Programm­presse, Compu­ter­zeit­schriften und wöchent­liche Frau­en­zeit­schriften) ziehen die Kurve nach unten. Die Markt­for­scher berichten außerdem, dass auch die jüngere Gene­ra­tion fleißig Maga­zine nutzt: Unter den 14- bis 29-Jährigen liest jeder Fünfte 20 und mehr Zeit­schrif­ten­titel und weitere 40 Prozent immerhin 7 bis 19 Titel. Und wofür geben die lieben Kleinen am liebsten ihr Geld aus? Neben Süßig­keiten rangieren Comics, Zeit­schriften und Maga­zine ganz oben auf der Kinder-Konsumskala. Ein Ergebnis, zu dem die Taschen­geld­studie des Egmont-Ehapa-Verlags kommt und das für eine hohe Printa­f­fi­nität der 10- bis 13-Jährigen spricht. Die Frage, ob Zeit­schrif­ten­lesen „out“ und nicht mehr zeit­gemäß sei, bejahten nur 11 Prozent der 16- bis 29-Jährigen. Das geht aus der reprä­sen­ta­tiven Befra­gung „Zukunft des Zeit­schrif­ten­abon­ne­ments“ hervor, an der neben dem Verband der deut­schen Zeit­schrif­ten­ver­leger auch die Allens­ba­cher Forscher betei­ligt sind.

Und jetzt?

Jetzt muss ich weiter arbeiten, unter anderem an zwei Print-Maga­zinen, einem Online-Magazin und einer App. Von deren indi­vi­du­ellen Quali­täten bin ich übri­gens voll über­zeugt und kann das auch mit jeder Menge Studien belegen … ;-)

Ralf Schluricke

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