Der „Rebrush“ von Spiegel Online macht die Seite aufgeräumter, lesbarer, moderner und rückt sie näher an die Konkurrenz. Im Detail zeigen sich jedoch weitere Unterschiede. Ein erster Eindruck.
Als Online-Magazin-Macher beobachten wir, wie sich große Newsseiten entwickeln. Bei allen Unterschieden beschäftigen sie sich mit vielen Fragen, die auch uns bewegen: Branding, Typografie, Navigation, Teaser-Anordnung, Aufbau von Artikelseiten und der Einsatz von Bildern sind da nur einige Beispiele.
Genau zu diesen Themen gab es gestern wieder etwas zu sehen: Spiegel Online hat seine Seite aufpoliert. Auf dem Smartphone-Bildschirm zeigt sich das daran, dass das letzte farbige News-App-Icon weiß geworden ist – und auch sonst ließ sich das Newsportal aus Hamburg bei der Überarbeitung seiner Seite ein wenig von anderen Online-Magazinen inspirieren.
Für Spiegel Online ist der „Rebrush“ sicher eine Verbesserung: Die Seite ist nun aufgeräumter, freundlicher, lesbarer, moderner. Aber in der Typographie, der Klarheit, der Struktur und in anderen Feinheiten sehe ich die anderen noch immer vor dem Spiegel. So scheint Spiegel Online fast dieselbe Schrift zu nutzen wie im Heft (SpiegelSansWeb). Das kann dem gemeinsamen Branding helfen, ist aber nicht so bildschirm-lesegerecht.
Eine weitere Neuerung ist die reduzierte Navigation, die beim Scrollen stehen bleibt. Da sie das auch am Desktop tut, rücken mobile Ansicht und die Ausgabe an großen Bildschirmen näher zusammen. So erhöht sich die Ähnlichkeit auf verschiedenen Endgeräten und der Wiedererkennungswert steigt.
Für die Rubriken-Übersichten scheint es unter den großen deutschen Newsseiten jetzt ein verbindliches Format für alle zu geben. Auch bei Spaltenbreiten und Bildformaten existiert anscheinend bereits ein einheitlicher Standard.

Rubrik-Teaser im Vergleich: Screenshot Spiegel.de (links), Zeit.de (rechts oben), Sueddeutsche.de (rechts unten)
Bei Detailfragen findet man aber noch einige Unterschiede. Ein Beispiel: Wo gehört die Headline beim Großbild-Teaser hin: darüber oder darunter?

Darüber oder darunter? Wohin gehört die Headline? Screenhots: Spiegel.de (links) und Zeit.de (rechts)
Deutliche Unterschiede gibt es auch in der Gesamtschau: Die Gegenüberstellung der drei Startseiten von Sueddeutsche.de, Zeit.de und Spiegel.de in klein ist eine schöne Lektion in Sachen „Rhythmisierung einer Startseite voller Teaser“.
Spiegel Online selbst spricht bei der neuen Seite von einem Zwischenschritt. Es bleibt spannend, in welche Richtung es weiter geht: Wird Spiegel Online wieder mehr eigene Akzente setzen und individuelle Formate entwickeln oder werden sich die deutschen Online-Leitmedien immer weiter annähern? Wir bleiben dran.
Nachtrag 07.09.2016: eine lesenswerte Rezension zum Rebrush bei Spiegel Online gibt es inzwischen auch beim Design Tagebuch.