I’m not everybody’s Darling!


Andere Meinungen zum eigenen Heft einzu­holen, ist wichtig. Noch wich­tiger ist der rich­tige Zeit­punkt dafür: Volks­be­fra­gungen während der Heftent­ste­hung führen nicht zu besseren Entschei­dungen, sondern verstärken nur die Unsi­cher­heit!

Wenn Sie als Chef­re­dak­teur ein Kunden- oder Mitarbeiter­magazin ver­antworten, müssen Sie ein dickes Fell haben. Es gilt, selbst­be­wusst zu Ideen und Konzepten zu stehen, auch wenn Kritiker an jeder Ecke lauern. Denn während sich die wenigsten über ihre Kompe­tenz in Sachen Blinddarm­operation oder Moto­ren­tausch Illu­sionen machen, fühlen sich viele berufen, das Ergebnis krea­tiver Arbeit beur­teilen zu können. In der Tat ist manches Geschmack­sache – wenn­gleich auch Grafiker und Redak­teur Berufe sind, die erlernt werden müssen. Aber grund­sätz­lich – so bitter es ist –  gibt es kein Heft, das jedem gefällt.

Auf der sicheren Seite?

Einen Versuch ist es viel­leicht trotzdem wert, denkt mancher und kommt auf die Idee, die Wirkung von einzelnen Bildern und Texten bereits vor der Ver­öffentlichung quasi durch eine „Volks­be­fra­gung“ zu veri­fi­zieren. Ein verlo­ckender, aber auch gefähr­li­cher Weg hin zum vermeint­lich perfekten Ergebnis. Denn erstens hat niemand die Konzep­tion und das Heft als Ganzes im Auge und zwei­tens, fragen Sie zehn Menschen nach Ihrer Meinung, erhalten Sie zehn verschie­dene Antworten. Das Ergebnis: Verun­si­che­rung, statt Erkenntnis. Zudem laufen Korrek­tur­auf­wände und Timings aus dem Ruder und Stories wie Layouts verlieren an Kontur. Von der ursprüng­li­chen Idee ist am Ende oft nichts mehr übrig.

Also einfach weghören?

Nein, zum rich­tigen Zeit­punkt hinhören! Ein guter Weg, sich über die Wirkung eines Maga­zins Klar­heit zu verschaffen ist es, das veröf­fent­lichte Heft mit ausge­wählten Lesern kritisch unter die Lupe zu nehmen. Wenn die Gesamt­wir­kung beur­teilt werden kann, lohnt es sich immer, die Meinungen derer zu hören, für die das Magazin letzt­lich gedacht ist. Diese Kritik kann als Denk­an­stoß für die folgenden Ausgaben einfließen, aber eben immer mit dem Blick aufs große Ganze.

Mut zur Entschei­dung

Wirkungs­volle Kommu­ni­ka­tion braucht keine Basis­de­mo­kratie, sondern eine klare Linie hin zu einem defi­nierten Ziel. Sie braucht eine durch­dachte Stra­tegie, für deren Einhal­tung ein über­schau­barer Kreis von Kommuni­kationsexperten, intern und extern, die Verant­wor­tung über­nehmen muss. Der Kraftakt besteht darin, Haltung zu bewahren und Kritik im Sinne der Grund­idee – und im Inter­esse der Leser – sinn­voll umzu­setzen.

Monika Unkelbach

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