„Verlage sterben, aber Jour­na­listen leben weiter“


Wir haben uns auf eine Tasse Kaffee mit Holger Meyer, Geschäfts­führer von 3D-Zeit­schrift, getroffen und darüber gespro­chen, wohin die Reise geht: die von Verlagen, Corpo­rate Publishern und die seines Unter­neh­mens.

Holger Meyer, Geschäfts­führer von 3D-Zeit­schrift (Foto: Corne­lius Wenz)

Du hast mit 3D-Zeit­schrift, Maila­bi­lity und keosk erfolg­reiche Internet-Startups gegründet, die alle auf Verlage und Publisher abzielen. Liest du über­haupt noch auf Papier?

Auf jeden Fall. Wenn ich Bücher mitzähle, dann lese ich deut­lich mehr Gedrucktes. Ich liebe Papier und glaube zu 100 Prozent an Print. Jedes Medium hat seine Berech­ti­gung. Das darf aber nicht darüber hinweg­täu­schen, dass sich die Verlags­branche aufgrund des Inter­nets in einem noch nie dage­we­senen Umbruch befindet.

Was meinst du, wohin geht die Entwick­lung?

Gruner + Jahr plant einen umfang­rei­chen Stel­len­abbau, Axel Springer verkauft große Titel. In den nächsten Jahren werden einige Verlage sterben. Aber die Jour­na­listen leben weiter. Sie werden neue Wege finden zu publi­zieren – und dabei wollen wir ihnen helfen.

Neben der Blogo­sphäre und Crowd­fun­ding-Konzepten wie beispiels­weise Kraut­re­porter spielen Unter­nehmen dabei eine immer wich­ti­gere Rolle …

Ja, die Budgets werden neu verteilt. Unter­nehmen bedienen sich weniger der etablierten Medien, sie schaffen zuneh­mend ihre eigenen – und damit Arbeits­plätze für Jour­na­listen. Red Bull hat vorge­macht, dass Unter­nehmen selbst heraus­ra­gende jour­na­lis­ti­sche Produkte hervor­bringen können. Über diese Owned Media treten sie nun in Kontakt mit ihrer Ziel­gruppe und erzeugen ein eigenes Universum rund um die Marke. Content medi­en­über­grei­fend zu vermarkten, wird künftig essen­ti­elles Know-how sein. Aber auch die Frage, wie Unter­nehmen mit der jour­na­lis­ti­schen Verant­wor­tung umgehen, wird uns künftig mehr beschäf­tigen.

Wie unter­stützt 3D-Zeit­schrift Unter­nehmen auf diesem Weg?

Unter­nehmen müssen zunächst einmal dem verän­derten Medi­en­nut­zungs­ver­halten gerecht werden. Wir bieten dazu einen einfa­chen und schnellen Weg, Content auf mobilen Endge­räten zugäng­lich zu machen. Weil dieser Content bei Verlagen und Unter­nehmen immer noch zu beinahe 100 Prozent in Form eines PDF vorliegt, setzen wir auch weiterhin auf dieses Format. Und wir kümmern uns mit unserer eigenen Kioskplatt­form um den Vertrieb.

Und das alles auf Basis der nativen App. Wo liegen die Vorteile?

Grund­sätz­lich bietet sie immer ein besseres und unab­hän­gi­geres Medi­en­erlebnis. Vor allem dann, wenn die Inhalte für die mobilen Displays ange­passt sind und nicht einfach nur das Druck-PDF abbilden.

ÜBER 3D-ZEITSCHRIFTLogo 3D-Zeitschrift
3D-Zeit­schrift ist eine cloud­basierte Soft­ware zur Er­stellung inter­ak­tiver Online-Maga­zine, Blät­ter­ka­ta­loge, iPhone- und iPad-Maga­zine. www.3dz.com

Aber genau das leisten doch Systeme wie Adobes Digitial Publi­shing Suite?

Es gibt einen unge­bro­chenen Trend in der Verlags­branche, der nicht nur in Deutsch­land, sondern auch in den USA zu beob­achten ist. Die Devise lautet „zurück zum PDF“. Selbst große Titel wie Vogue oder auch Red Bull stellen die aufwen­dige und kosten­in­ten­sive Produk­tion mit der Adobe Digital Publi­shing Suite zu Gunsten einer wesent­lich güns­ti­geren PDF-Lösung wieder ein. Es fehlen einfach noch die Erlös­mo­delle für digi­talen Content.

Ein Druck-PDF auf dem Smart­phone zu lesen – da kommt meist wenig Freude auf …

Wer einmal ein PDF auf dem Display seines Mobil­te­le­fons gelesen hat weiß, dass Inhalte anders darge­stellt werden müssen. Mit unserer neuen Tech­no­logie können wir halb­au­to­ma­tisch Inhalte aus einem PDF in XML umfor­ma­tieren. Auf dem Display wird daraus ein klas­si­sches Online-Magazin.

In der Branche wurde intensiv über Vor- und Nach­teile der App gegen­über einer respon­sive Website disku­tiert. Wie siehst du beide Publi­shing-Alter­na­tiven im Vergleich?

Je mobilaf­finer die Ziel­gruppe ist, desto mehr lohnt sich die App aufgrund der besseren Usabi­lity. Aber wir sehen auch, dass Web-Maga­zine ihre Vorteile haben: Stich­wort Google-Indi­zie­rung oder die einfa­chere Inte­gra­tion von Social-Media-Funk­tionen. Deshalb bieten wir parallel die Darstel­lung der Maga­zin­in­halte über einen HTML 5-Viewer.

Was plant ihr darüber hinaus?

Wir werden einen Corpo­rate-News­letter starten, in dem wir die Verän­de­rungen in der digi­talen Publi­shing Branche aus verschie­denen Perspek­tiven begleiten. Wenn das Feed­back darauf gut ist, starten wir dazu auch einen Blog.

Ralf Schluricke

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