Unsere Magazinikerin Sabrina Schilling hat vor ein paar Monaten den Automobilkonzern gegen das Agenturleben getauscht. Hier erzählt sie uns, wieso ihr der Sprung ins Kleine guttut.
Ich muss zugeben, am Anfang war es ein großer Schritt für mich – der vom Großen ins Kleine. Dabei war es genau das, was ich wollte – mich beruflich endlich heimisch fühlen, mich textlich austoben und mein ganzes Herzblut in Magazine stecken – gedruckt und digital. Raus aus der Distanz zum Produkt und weg von endlosen Hierarchieebenen und Abstimmungsschleifen. Doch von hunderttausenden Kollegen zu exakt 19 zu wechseln, das flößte mir schon Respekt ein.
Worüber ich mir (und meine Familie sich) Sorgen machte
Mögen die mich? Passt das denn? Das waren die wichtigsten Fragen, die ich mir hinsichtlich der engen Zusammenarbeit stellte. Und dann waren da noch die pragmatischen Fragen: Wo bringe ich denn mein Auto unter, wenn es keinen Mitarbeiterparkplatz gibt? Und wie soll ich ohne Latte Macchiato und Kantine überleben? Dazu kamen dann noch die Sorgen der Eltern, echter Stihl-Urgesteine: Sind 40 Arbeitsstunden in der Woche nicht zu viel, Kind? Ist die Agentur denn zukunftssicher? Und wie ist das denn mit dem Gehalt und der betrieblichen Rente? Wird da gut für dich gesorgt?
Schnell Fahrt aufgenommen
Bei meinem Einstieg hatte ich dann gar keine Zeit mehr, mir den Kopf zu zerbrechen. Es ging alles so schnell. Nicht nur das Wohlfühlen im Magaziniker-Büro, auch das inhaltliche Anpacken – bekannt als Sprung ins kalte Wasser. Und das ist bei einer Agentur, in der es immer viel zu tun gibt, vielleicht doch ein paar Grad kälter. Aber ich mochte es. Ich habe mir einen Arbeitsalltag gewünscht, bei dem ich morgens noch nicht weiß, was ich bei Feierabend alles vom Tisch habe.
Und genau so ist es. Langweilig wird mir nicht mehr. Vor allem nicht, was die Themen betrifft. War ich vor meinem Magaziniker-Dasein Kommunikatorin für einen einzelnen Themenbereich, schreibe ich heute innerhalb einer Woche über Fischzucht, fahrerlose Transportsysteme und Controlling-Abteilungen. Und das für unterschiedliche Medien – print, digital, sozial. Dabei lerne ich eine Menge und pimpe dank sprachlich versierter Kollegen, die mir im Vier-Augen-Prinzip über die Schulter schauen, auch meinen Schreibstil. Textlich austoben? Check.
Weniger Mitarbeiter bedeutet auch mehr Verantwortung.
Und nicht nur die familiäre Atmosphäre und die thematische Vielfalt mag ich. Weniger Mitarbeiter bedeutet auch mehr Verantwortung. Und genau die genieße ich. Zwei gedruckte Mitarbeitermagazine im festgelegten Turnus vom weißen Seitenplan zur frisch gedruckten Ausgabe zu bringen, das begeistert mich. Dabei entsteht etwas, das man in der Hand halten kann, meine „beruflichen Babys“ sozusagen. So bin ich ganz nah am Produkt und mein Beitrag wird direkt sichtbar.
Wertschätzung und Kritik erfolgt durch den Kunden. Er ist mein einziger Ansprechpartner in Sachen Abstimmungsschleifen – und davon drehe ich jetzt Gott sei Dank viel weniger. Wenn es mit der Rückmeldung ein bisschen länger dauert, bringe ich genug Geduld mit. Ist der Kunde glücklich, bin ich‘s auch. Mit vollem Herzblut dabei? Check.
Warum sich alles richtig anfühlt
Und auch die Rahmenbedingungen passen. Inzwischen weiß ich: Parken kann ich im Hof. Der Kaffee schmeckt dank meines mitgebrachten Milchaufschäumers genauso gut – und ist sogar umsonst. 😉 Und ganz wichtig: Ich glaube, meine Kollegen mögen mich. Schließlich haben sie beim gemeinsamen „Schnuppermittagessen“ nichts Negatives geäußert – und das trotz Redens mit vollem Mund und katastrophalen Tischkickerkompetenzen. Ein paar Monate später ist es – ich zitiere meine Chefs – „als wäre ich schon immer hier gewesen“. Und genau darum geht es. Sich beruflich heimisch fühlen? Check. Im Handumdrehen war ich Vollblut-Magazinikerin.
Das Arbeiten auf Augenhöhe ist herrlich unkompliziert.
Das Arbeiten auf Augenhöhe mit vier Geschäftsführern ist herrlich unkompliziert. Auf Anhieb zu wissen, auf wen man mit welchem Thema zugehen kann, im Gegensatz zum bisherigen unternehmensinternen „Googeln“, wer denn wofür zuständig ist, das fühlt sich gut an. Und die „Hard Facts“? Klar, 40 Stunden sind mehr als 35. Das spürte ich am Anfang – außer Arbeiten und Schlafen war da nicht viel mit Freizeit. Aber man gewöhnt sich daran. Die Freizeit hat inzwischen wieder ausreichend Platz und so ungewöhnlich ist eine 40-Stunden-Woche ja dann auch wieder nicht.
Auch meine Familie ist beruhigt. Das Gehalt kommt pünktlich – und ich bin zufrieden damit 😉 Eine betriebliche Rente habe ich über die Magaziniker auch abschließen können. Und die Sache mit der Zukunft? Daran zweifle ich bei einer Agentur, die seit mehr als zwanzig Jahren die lange Linie verfolgt, keine Sekunde.