6 x Story­telling für die Ohren 

Gut erzählte Geschichten bleiben im Kopf. Aufschreiben muss sie dafür niemand. Unsere sechs Podcast-Tipps zeigen, wie gutes Story­telling funk­tio­niert und was wir davon lernen können.

Gehören Sie noch zur Gene­ra­tion Hörspiel­kas­sette? Dann standen sie viel­leicht auch in Ihrem Regal: Die Aben­teuer von „Asterix und Obelix“, die span­nenden Fälle von „TKKG“ oder der „Fünf Freunde“ auf Kunst­stoff gebannt. Während der Zahn der Zeit die Kassetten größ­ten­teils zu Staub zerkaute, blieben die Geschichten in Erin­ne­rung. Gut erzählt und span­nend insze­niert. 

Die Kassette von einst ist der Podcast von heute und die Themen­aus­wahl schier unend­lich: Ob Welt­wirt­schaft, Atom­physik oder Klima­krise – Spotify & Co. liefern alles, immer und überall. Beim Putzen, Backen oder Joggen erhei­tert, erstaunt, scho­ckiert und begeis­tert uns das Gehörte. Es berührt uns auf unter­schied­liche Weise und bleibt so in Erin­ne­rung. Gekonntes Story­telling also, von dem wir einiges lernen können. 

Hier kommen sechs Lieb­lings-Podcasts der Magaziniker Kolleg*innen, die ins Ohr gehen und im Kopf bleiben. 

Kurz­be­schrei­bung: Der briti­sche Autor und Jour­na­list Paul Cooper unter­sucht den Zusam­men­bruch von Gesell­schaften im Lauf der Geschichte: von den Maya über Byzanz bis zu den Naba­täern. 

Story­telling-High­light: Wenn die kürzeste Folge eines Podcasts zwei Stunden beträgt, weiß man, dass hier inhalt­lich in die Tiefe gebohrt wird. Und Paul Cooper macht das meis­ter­haft. Er erzählt nicht (nur) die chro­no­lo­gi­sche Geschichte einer Gesell­schaft von Anfang bis Ende sowie von außen und dem Wissen von heute. Viel­mehr wech­selt er ständig in die Perspek­tive der Menschen, die in diesen Gesell­schaften lebten. So vermit­telt er eine Ahnung davon, wie sich Aufstieg, Triumpf und Nieder­gang für die Betrof­fenen wohl ange­fühlt haben mögen. Ein groß­ar­tiger Kniff, der sogar mehr als vier Stunden Hören zum Wimpern­schlag der Geschichte machen. 

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Kurz­be­schrei­bung: Der Podcast erzählt außer­ge­wöhn­liche, kaum zu glau­bende Geschichten aus Gesell­schaft, Wissen­schaft, Politik und Wirt­schaft. Im Mittel­punkt stehen reale Bege­ben­heiten, mit großer Sorg­falt recher­chiert und erzäh­le­risch span­nend aufbe­reitet. Mode­riert wird der Podcast von Mitglie­dern des Simpli­cis­simus-Teams, die ihre Exper­tise aus dem Video-Essay-Format in ein reines Audio-Erlebnis über­setzen.

Story­telling-High­lights: In der Folge „Die Saga der verlo­renen Atom­bomben“ erzählt der Podcast die unglaub­liche Geschichte mehrerer Atom­waffen, die beim Absturz eines US-Bombers Mitte der 1960er-Jahre vor der spani­schen Küste verloren gingen. Die Episode rekon­stru­iert Schritt für Schritt, wie es zu diesem Unfall kommen konnte und welche drama­ti­schen Folgen er nach sich zog. Dabei beleuchtet das Simpli­cis­simus-Team nicht nur die tech­ni­schen und poli­ti­schen Hinter­gründe, sondern auch die mensch­liche Dimen­sion eines Vorfalls, der eigent­lich niemals hätte passieren dürfen. Aus einer vermeint­li­chen Rand­notiz der Mili­tär­ge­schichte entsteht so ein atmo­sphä­risch dicht erzähltes Lehr­stück über das Risiko nuklearer Abschre­ckung und die Zerbrech­lich­keit globaler Sicher­heits­sys­teme.  

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Kurz­be­schrei­bung: Eine junge Frau leidet unter Angst­zu­ständen. Deshalb beschäf­tigt sie sich mit ihrer Fami­li­en­ge­schichte – und stößt auf ein Blutbad. Und auf ein Dickicht aus Schuld.

Story­telling-High­light: Lilli Heine­mann erzählt von ihrem Leben, von ihren eigenen Erin­ne­rungen aus ihrer Kind­heit, den Erin­ne­rungen anderer Fami­li­en­an­ge­hö­riger, dem Leben ihres mitt­ler­weile verstor­benen Groß­va­ters und schließ­lich von einem grau­samen Verbre­chen, den soge­nannten „Block­land­morden von 1945“. Dieses Verbre­chen liegt bis heute wie ein Schatten über dem Leben der Familie. Dadurch, dass Heine­mann ihre persön­liche Geschichte erzählt, wirkt das Erzählte sehr direkt und stark. Sie beginnt im Hier und Heute und vermit­telt den Zuhö­renden dadurch ganz eindrück­lich, was trans­ge­ne­ra­tio­nales Trauma sein kann.  

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Kurz­be­schrei­bung: Ein Podcast, der den größten Medi­en­skandal der Bundes­re­pu­blik aufrollt: die gefälschten Hitler-Tage­bü­cher. Der Podcast erzählt die Geschichte anhand von Original-Tonband­auf­nahmen zwischen Reporter Gerd Heide­mann und Fälscher Konrad Kujau – packend, viel­schichtig und mit über­ra­schenden Wendungen. 

Story­telling-High­light: Der Podcast lebt von der Unmit­tel­bar­keit der Origi­nal­auf­nahmen – man hört, wie Eitel­keit, Gier und Selbst­täu­schung eska­lieren. Dabei werden nicht bloß Fakten aufge­zählt, sondern Atmo­sphären geschaffen: Beson­ders wirkungs­voll ist die narra­tive Struktur, die Stück für Stück die Mechanik hinter dem Betrug offen­legt – und dabei zeigt, wie Geschichte konstru­iert, verkauft und geglaubt wird. 

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Kurz­be­schrei­bung: Ein Millio­nen­raub, zwei Männer, ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei: Fred und Günter ergau­nern auf clevere Art und Weise 36 Millionen D-Mark vom Handels­riesen Metro – und leben danach das Leben, von dem sie träumten.  

Story­telling-High­light:  Erzählt wird die Geschichte mit viel Gespür für Tempo, Figuren und Details.  Die Stärke dieses Podcasts liegt dabei in seiner Zwei­glei­sig­keit: Zum einen wird das ausschwei­fende Leben der Täter greifbar – Desi­gner­kla­motten, Sport­wagen, Clubs –, zum anderen folgt man einem Ermittler, der mit Geduld und Akribie ermit­telt und schließ­lich hinter die Fassade der Täter schaut. Hörer*innen werden in den Erfolgs­taumel des Ermitt­lers hinein­ge­zogen – und spüren ebenso den zuneh­menden Kontroll­ver­lust der beiden Gauner, der schließ­lich alles auffliegen lässt. 

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Kurz­be­schrei­bung: “Cautio­nary Tales” sind im engli­schen ein fester Begriff für Geschichten, die vor etwas warnen. Ähnlich wie Rotkäpp­chen und der Wolf Kinder davor bewahren soll, sich von Fremden anspre­chen zu lassen. Der Wirt­schafts­ko­lum­nist Tim Harford erzählt in diesem Podcast alle 14 Tage echte Geschichten als packende Cautio­nary Tales über mensch­liche Verhal­tens-, Kommu­ni­ka­tions-, Technik- oder psycho­lo­gi­sche Fallen, die in meist bekann­tere Unglücke, Lach­num­mern oder Voll­ka­ta­stro­phen führen. 

Story­telling-High­light: Zum einen berichtet Harford gerade über scheinbar offen­sicht­liche und bekannte Unglücke oft aus einer anderen Perspek­tive und verleiht ihnen so einen neuen Twist. Dieser enthält tatsäch­lich immer eine nütz­liche Alltags-Lektion über mensch­li­ches Denken, Handeln und Kommu­ni­zieren. Zum anderen ist Tim Harford ein wunder­barer Erzähler, der für diese Geschichten einen ganz beson­deren Stil entwi­ckelt hat.  

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Allein diese sechs Beispiele zeigen: Das Leben besteht aus Geschichten. Sind sie gut erzählt, treffen sie ins Herz und bleiben im Kopf. Egal ob auf Papier, dem Bild­schirm, einer Lein­wand, auf der alten Hörspiel­kas­sette oder als jeder­zeit abruf­barer Podcast. Lese- und Hörver­gnügen pur und gleich­zeitig jede Menge Inspi­ra­tion für das eigene Story­telling. Für Geschichten, die hängen bleiben. Denn eines steht fest: Erzählen wirkt. 

Julia Stolte
  • Autorin:
    Julia Stolte
  • Datum:
    17.12.2025
  • Lesezeit:
    etwa 13 Minuten

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