Neben Content und Optik ist Usability eine wichtige Säule für den Erfolg eines Online-Magazins. Wer sie nicht beachtet, verprellt seine Leser schneller, als die „Gebrauchstauglichkeit“ sagen können.
Ihr Online-Magazin bietet Storytelling par excellence, überrascht den Besucher mit wunderschönen Bildern, ist komplett mit Ihren Social-Media-Kanälen vernetzt – und trotzdem suchen die meisten Besucher schon nach wenigen Sekunden das Weite? Vielleicht liegt das an der schlechten Usability Ihrer Seite. Mit den folgenden acht Fragen können Sie überprüfen, ob die Leserflucht an der mangelnden Gebrauchstauglichkeit (ja, das ist die deutsche Entsprechung für Usability) liegt:
1Ist das Magazin responsive?
Nichts wirkt sich so negativ auf die Usability auf mobilen Endgeräten aus, wie ein Online-Magazin, das nicht responsive ist. Ein Leser, der sich Inhalte auf einem mobilen Gerät mühsam durch Heranzoomen erschließen muss, bleibt nur auf Ihrem Magazin, wenn er sich wirklich brennend für das Thema interessiert. Alle anderen springen ab. Dass es heute schon viele mobile Leser gibt und diese immer wichtiger werden, zeigen etwa die ARD/ZDF-Onlinestudie 2016 und diese Prognose von Statista.
2Hält sich die Ladezeit im Rahmen?
Langsam ladende Seiten straft nicht nur Google in seinen Rankings ab, sie strapazieren auch die Geduld des Lesers. Wenn der lange warten muss bis er die Seite sieht, ist er weg. Deshalb gilt es, die Ladezeiten Ihrer Seite so niedrig wie möglich zu halten. Wenn Sie folgende drei Punkte beachten, sind Sie bereits auf einem guten Weg:
- Halten Sie Ihre Seiten sauber
Zu viele Plug-Ins verkomplizieren den Code ihres Online-Magazins, zu viele Effekte nerven die Betrachter. Überlegen sie deshalb genau, welche Effekte und Funktionen sie wirklich brauchen und welche nicht. Das Gleiche gilt für Bilder: Die sind zwar auch in größeren Mengen schön, sollten aber nicht alle auf einmal geladen werden. - Optimieren Sie Ihre Bilder
Auch wenn moderne Content-Management-Systeme Bilder oft jeweils in der passenden Größe anzeigen: Binden Sie keine Bilder ein, die größer sind als ihre maximal benötigte Anzeigegröße und speichern Sie Ihre Bilder stets optimiert für die Anzeige im Web. - Nutzen Sie schnelle Server
Wer am Server spart, spart an der falschen Stelle. Sorgen Sie dafür, dass die grundlegende Infrastruktur Ihres Web-Magazins auf den neuesten Stand ist. Das ermöglicht es Ihnen, mit aktuellen Entwicklungen Stand zu halten und erhöht die Ladegeschwindigkeit Ihrer Seite.
3Haben Sie die Gestaltgrundsätze beachtet?
Egal in welchem Stil Ihr Magazin daherkommt oder welche Technologie Sie im Hintergrund verwenden: Für jede Art, Informationen zu visualisieren, gelten gewisse Gestaltgrundsätze. Diese sind aus der Gestaltpsychologie abgeleitet, die sich damit beschäftigt, wie Menschen durch visuelle Merkmale bestimmte Strukturen oder Ordnungsprinzipien erkennen und verarbeiten. Gerade bei der Aufteilung von Haupt- und Zusatzinhalten sowie der gestalterischen Ausarbeitung einer Navigation können Sie es dem Leser unter Beachtung dieser Gesetze deutlich einfacher machen, sich schnell in Ihrem Online-Magazin zurechtzufinden. Eine knappe Zusammenfassung der wichtigsten Gestaltgrundsätze gibt es hier.
4Hat der Nutzer eine faire Chance, sich zurechtzufinden?
Wo bin ich und wohin komme ich von hier aus? Das sind zwei grundlegende Fragen, die Nutzer an jeder Stelle des Magazins ohne großen Aufwand beantworten können sollten. Dabei hilft eine klar strukturierte Navigation. Die bringt den Leser nicht nur zu den Artikeln, die ihn interessieren, sondern gibt ihm auch aus diesen heraus die Möglichkeit, zu anderen Bereichen des Magazins zu navigieren. Sorgen Sie also dafür, dass der Nutzer weiß, wo er gerade surft – etwa über eine optische Hervorhebung des aktuell besuchten Seitenbereichs. Bereits in der Konzeption können Sie die Grundlagen für eine einfache Orientierung in Ihrem Magazin schaffen, indem Sie eine klare Struktur nutzen. Denken Sie dabei aus Sicht des Lesers, nicht aus der Organisationsstruktur des Unternehmens. Statt die Geschichten auf Ihrem Magazin nach Ihren Business Units zu gruppieren, entwickeln Sie lieber ein Ordnungsprinzip, das dem Kunden nutzt.
5Lässt sich Ihre Seite gut scannen?
Die meisten Nutzer im Web lesen eine Seite, indem sie sie nicht lesen: sie scannen sie lediglich. Deshalb ist es wichtig, auch flüchtigen Lesern immer wieder Ankerpunkte und Einstiege anzubieten. Besonders gut eignen sich dafür Zwischenüberschriften, hervorgehobene Zitate, Aufzählungen, Bilder oder Illustrationen. Sie unterteilen einen Text nicht nur, sondern heben Informationshappen auf die Schnellleseebene, von der aus Nutzer tiefer in den Text tauchen können, um kurz darauf weiter zu scannen und vielleicht am nächsten Ankerpunkt wieder einzusteigen.
6Lässt sich die Schrift gut lesen?
Während der Typografie eines Print-Magazins oft große Aufmerksamkeit geschenkt wird, wird sie in Online-Magazinen bisweilen eher stiefmütterlich behandelt. Da Schriften heute nicht mehr auf dem Gerät des Besuchers installiert sein müssen, gibt es viele Alternativen durch die Schriftgestaltung den Charakter und die Lesbarkeit eines Magazins zu optimieren – ganz abseits von Verdana, Arial und Co. Eine suboptimale, aber häufig genutzte Vorgehensweise ist es, eine Schrift aus dem Print-Umfeld eines Unternehmens einfach als Webfont zu hinterlegen und eins zu eins für das Online-Magazin zu nutzen. Auch wenn diese scheinbar einfache Lösung verlockend ist, ist sie für die Lesbarkeit am Bildschirm oft nicht die beste. Worauf Sie bei einer Typo fürs Web achten sollten, zeigt dieser Artikel.
7Sind Ihre Icons wirklich selbsterklärend?
Icons sind dann gut, wenn der Nutzer nicht darüber nachdenken muss, was wohl beim Anklicken passiert. Neuartige Icons können zwar ein Hingucker sein, dann sollten sie aber so gut gestaltet sein, dass sich sofort erschließt, welchen Zweck sie erfüllen. So gibt es etwa immer wieder Diskussionen, wie ein alternativer Speicher-Button aussehen könnte , durchgesetzt hat sich bisher aber keiner. Für das Design von Online-Magazinen heißt das: Wenn es etablierte Icons für bestimmte Aktionen gibt, bleiben Sie dabei. Und wenn es partout kein passendes Icon gibt, dann soll es vielleicht doch eine Wortbeschriftung sein.
8Haben Sie das Magazin getestet?
Nicht jeder Seitentyp eines Web-Magazins muss ausführlich per Eye-Tracking getestet werden. Schließlich gibt es bereits eine ganze Reihe von Studien, die beschreiben, wie Nutzer Websites wahrnehmen. Einen sehr unmittelbaren und häufig ebenso aufschlussreichen Test können Sie jedoch mit geringem Aufwand selbst durchführen: Setzen Sie Kollegen, die bisher nichts mit dem Projekt zu tun hatten, vor das Online-Magazin und beobachten Sie, wie diese durch die Webseite surfen. Welche Elemente nutzen sie sofort? Wie schnell verstehen sie das Prinzip hinter der Navigation? Aus dem Test und gezielten Fragen im Nachgang können Sie wertvollen Input zur Verbesserung der Usability mitnehmen. Testen Sie dabei auch, ob von Google kommende Leser sich zurechtfinden – sprich: ob sie herausfinden können, wo sie sind, wer der Absender der Inhalte ist und was es auf der Seite noch alles gibt.