Respon­sive Design im Online Story­telling – Revi­sited

Meine Kolleg*innen baten mich den Artikel „Respon­sive Design – Locker bleiben in 5 Lektionen“ von 2014 zu aktua­li­sieren – wegen SEO, „Ever­green Opti­miza­tion“, „Audi­ence Retar­ge­ting“ und so. Aber die Grund­aus­sage des Artikel stimmt heute noch genauso – nur, dass es nach 11 Jahre eben keine neue Erkenntnis mehr ist. Nach wie vor gilt:

Konzen­triere dich auf das Gesamt­erschei­nungs­bild der Website und die Wirkung deines Arti­kels – und lass locker, wie einzelne Inhalte und Worte ganz genau ange­ordnet sind.

Während wir anfangs noch dafür werben mussten, Websites über­haupt für alle Bild­schirm­größen nutzbar zu machen, ist das zehn Jahre später zum Stan­dard geworden. Die Grund­lagen sind gelegt, jetzt folgt der nächste Schritt: Nach Respon­sive Design folgt Respon­sive Story­telling!

Der Anspruch, dass man alle Elemente eines Arti­kels auf allen Geräten sehen kann genügt nicht – jetzt widmen wir uns den Fein­heiten! Beim respon­siven Story­telling geht es darum die Wirkung einer Geschichte in klein und groß, in aufge­reihter und gesta­pelter Form beizu­be­halten. Dafür schauen wir jetzt ganz genau hin.

Respon­sive Design – zum Auspro­bieren

Am Anfang steht die Erkenntnis, dass der eigene Screen an dem wir unsere Geschichte optimal aufbe­reiten, nur eine mögliche Ansicht des Arti­kels ist – oft sieht es die Mehr­heit der Lesenden ganz anders. Was sich seit 2014 zum Glück geän­dert hat: Inzwi­schen ist das respon­sive Testen als Simu­la­tion direkt im Browser einge­baut und im Arbeits­alltag unserer Redakteur*innen fest inte­griert.

Gluehbirne - Da geht jemand ein Licht auf

Werden auch Sie Respon­sive-Tester:

Das funk­tio­niert mit dieser Anlei­tung auf jeder Website – so können Sie leicht die Ansicht auf verschie­denen Devices simu­lieren.


Mit oder ohne Silben­tren­nungsau-
tomatik?

Beim respon­siven Testen der groß gesetzten Head­lines fallen stets die Wort­tren­nungen ins Auge: ganz ohne Tren­nungen purzeln die Enden deutscher  Wortzusammensetzungsverlängerungskunstwerke seit­lich aus dem Smart­phone. Mit einer voll­au­to­ma­ti­schen Tren­nung entstehen aber teil­weise schwer lesbare Wort­frag-
mente.

Manchmal über­ragen lange Worte ohne Trenn­zei­chen die Bild­schirm­breite …

… oder es entstehen durch voll­au­to­ma­ti­sierte Tren­nungen schwer lesbare Wort­frag­mente.

Schnell-Lese-Elemente haben oft große Buch­staben und sind damit anfällig für eigen­ar­tige Umbrüche – aber gerade diese Elemente sollten unbe­dingt leicht zu lesen sein.

Die Magaziniker haben sich hier für eine auto­ma­ti­sche, der jewei­ligen Sprach­gram­matik folgende, Silben­tren­nungen entschieden – kombi­niert mit regel­mä­ßigen, manu­ellen Eingriffen in Einzel­fällen. Locker bleiben – damit der Text stets gut lesbar ist.


Richtig groß, wenn Bild­schirm-füllend

Eine Foto­grafie oder ein Film, die den ganzen Bild­schirm ausfüllen, das wirkt tatsäch­lich immer groß­zügig. Aber eben auch sehr unter­schied­lich an einem breiten Desktop-Bild­schirm oder einem kleinen Hand­held-Smart­phone.

Die meisten Filme werden in 16:9 produ­ziert: opti­miert für eine Holly­wood-Lein­wand. Aber selbst wenn Ihr Bild­schirm ein exakt glei­ches Seiten­ver­hältnis aufweist, fallen im Browser-Betrieb diverse Pixel für Menü­leisten oben und Task­leisten unten weg: Am Ende muss der Film vertikal beschnitten werden, um den Bild­schirm in der Breite komplett ausfüllen zu können.

Wenn Sie den glei­chen Film auf einem senk­rechten Smart­phone-Screen Bild­schirm-füllend zeigen möchten, fällt entspre­chend seit­lich mehr als die Hälfte des Inhalts weg.

Im Bild­schirm-füllenden Format werden die Inhalte sehr unter­schied­lich beschnitten. Für das Motiv ist es darum wichtig, seine innere Mitte zu finden.

Diese Erkenntnis ist kein Grund dafür, auf dieses Format zu verzichten – aber es zeigt, dass bereits beim Erstellen der einzu­bin­denden Medien an die Respon­si­vität beim Ausspielen gedacht werden muss. Zum Beispiel eine Diskus­sion wich­tiger Menschen am Konfe­renz­tisch, würde mobile auf nur die Tisch­platte mit gesti­ku­lie­renden Händen redu­ziert.


Bilder respon­sive: Ganz klein wird groß – und umge­kehrt

Selbst wenn auf das Bild­schirm-füllende verzichtet wird, führt das Seiten­ver­hältnis von Bildern zu großen Unter­schieden. Welt­karten werden zum Beispiel meis­tens im Panorama-Format abge­bildet: Am Desktop wird damit die große, weite Welt spürbar – am Smart­phone auf Bild­schirm­breite geschrumpft, sind euro­päi­sche Länder meist nur noch wenige Pixel groß und kaum vonein­ander zu unter­scheiden. Portrait­bilder dagegen rutschen vom Desktop aus der Margi­nal­spalte neben dem Text auf einmal als fast bild­schirm­fül­lende Bilder in die zentrale, schmale Text­spalte am Smart­phone.

Was auf dem Desktop-Bild­schirm wie ein groß­zü­giges Panorama wirkt, wird auf dem Smart­phone ein kleines Bild­chen auf dem sich nur wenige Details erkennen lassen.

Auch hier gilt: Testen, testen, testen! Wenn die gewünschte Wirkung auf einem Device nicht stimmt, kann nach­jus­tiert werden: viel­leicht genügt mobile ein Ausschnitt Zentral-Europas? Oder das nur beglei­tende Rand­spalten-Bild wird ans Textende und nur mit halber Bild­schirm­breite einge­bunden – oder mobile einfach ganz ausge­blendet.


Mobile first? Target Group first!

Oftmals liest man, dass „Mobile first“ das Gebot der Stunde sei; also das Entwerfen und Entwi­ckeln zuerst für Smart­phones und nur sekundär für die Desktop-Nutzung. Zum einen ist das Gestalten auf dem schmalen, kleinen Screen oft heraus­for­dernder, zum anderen haben viele popu­läre Websites inzwi­schen fast nur noch Smartphone-Besucher*innen.

Bei einigen Websites unserer Kund*innen sehen wir in unseren Nutzungs­ana­lysen mit Matomo auch die mobilen Geräte in der Über­zahl, die Mehr­heit unserer Digi­tal­ma­ga­zine aus dem B2B-Bereich werden aber nach wie vor meis­tens tags­über, am Desktop-Arbeits­platz aufge­rufen und gelesen. Darum lautet unser erstes Gebot: Kenne Deine Ziel­gruppe!

Und dann ist da noch die Technik:

  • Es lohnt sich, mit responsiv gut getes­teten Format­vor­lagen zu arbeiten: die CSS-Anwei­sungen für verschie­dene Breiten sind dann erprobt und Redakteur*innen haben Erfah­rung gesam­melt, auf welche Fein­heiten beim Content zu achten ist.
  • Respon­si­vität hat viel mit Größen und einher­ge­hender Text- und Bild­wir­kung zu tun – manchmal aber geht es auch um die Bedien­bar­keit: denn einen Hover-Effekt spürt man nicht ohne Maus!
  • Und schließ­lich: wir nutzen im Code „Respon­sive Images“ damit aus einer hinter­legten Auswahl von Abmes­sungen immer nur die gerade benö­tigte Bild- und damit Datei­größe geladen und abge­wartet werden muss.

Am Ende gilt nach wie vor: Locker bleiben!

Es gibt viele Ansichten eines Arti­kels und die müssen nicht alle iden­tisch aussehen. Sie müssen aber alle gleich gut lesbar sein und die Bilder und Videos stets ihre Wirkung entfalten – denn dann wirkt Ihre Erzäh­lung auf allen Devices!

Claus Schöffel

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