Falls Sie sich diese Frage stellen, kleiner Spoiler vorweg: Wir können sie auch nicht beantworten. Denn in Wahrheit geht es nicht um entweder oder, sondern darum, bei jedem Medium die Nachhaltigkeit zu verbessern.
Seit gut einem Jahr sind wir auf dem Weg zur nachhaltigen Agentur. Was wir dabei bereits gelernt haben: Auf komplexe Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Zum Beispiel auf die, was denn nun für Industrieunternehmen nachhaltiger ist: online oder Print? Denn was einfach klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinschauen als recht vertrackte Angelegenheit.
Das haben auch schon die Expert*innen vom Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) festgestellt. Die haben im Rahmen einer Studie ermittelt, dass elektronische Medien im Vergleich zu ihren gedruckten Geschwistern nicht zwangsläufig eine bessere Öko-Bilanz aufweisen. Es kommt nämlich wie so oft darauf an. In dem Fall auf die Nutzung.
Klimakiller Print?
Papier hat in der Herstellung einen extrem hohen Ressourcenbedarf. In erster Linie sind das Holz, Wasser und Energie, was zu Fragen führt wie: Ist das Holz aus nachhaltiger Bewirtschaftung? Wie hoch ist die Recycling-Quote? Woher kommt und wohin fließt das Wasser? Wie nachhaltig wird die eingesetzte Energie erzeugt? Dann geht’s weiter mit Transportwegen, Druck und Verteilung. Und nicht zuletzt: Wer liest das eigentlich und wenn ja, wie viele? Denn mit analogen Medien ist es wie mit dem guten alten Verbrenner: Je mehr Menschen in einem Auto unterwegs sind bzw. dasselbe Heft lesen, desto geringer wird der CO2-Anteil pro Passagier / Leser*in. Ergo: je erfolgreicher, desto nachhaltiger. Das gilt schonmal für Printerzeugnisse.
Und wie sieht es in der der Welt der digitalen Medien aus? Wird ein Beitrag besonders oft und lange gelesen, steigt hier der Energiebedarf eher an, als dass er sinkt: mehr Daten müssen durchs Netz geschickt und mehr Endgeräte länger betrieben werden. Das lässt aber keine konkrete Aussage über die Nachhaltigkeit zu – und erlaubt schon gar keinen Vergleich zu Print, ohne alle anderen Details zu kennen. Denn davon gibt es viele und wie sich Öko-Bilanzen insgesamt zusammensetzen, ist komplex – mit entsprechend vielen Stellschrauben. Die Lage ist also verzwickt.
Klimakiller Internet?
Nach einer Studie der Universität Lancaster war die IT- und Telekommunikations-Industrie 2019 bereits für 2,8 Prozent der globalen fossilen Treibhausgase verantwortlich. Der viel gescholtene weltweite Flugverkehr schafft es dagegen auf 1,7 Prozent. Für das Internet gilt: Tendenz weiter steigend. Treiber sind beispielsweise das Internet der Dinge, Social Media mit dem Trend zu Bewegtbild und natürlich Videostreaming. Letzteres macht heute schon über 60 Prozent des gesamten Downstream-Traffics aus. Das Web und soziale Medien bringen es laut Global Internet Report des Netzwerkunternehmens Sandvine immerhin auf 20 Prozent. Und bis 2030 sollen nach Schätzungen ein Fünftel des weltweiten Bedarfs an elektrischer Energie auf das Konto des Internets gehen – ein Großteil davon wird dann immer noch Kohlestrom sein.
Was haben Sri Lanka und ein Jahr googlen gemeinsam?
Rechenzentren und Serverparks laufen bekanntlich mit Strom und müssen zudem ständig gekühlt werden und verursachen dadurch CO2-Emissionen. Beispielsweise verbraucht eine Google-Suchanfrage 0,3 Wattstunden. 20 Suchen entsprechen schon dem Verbrauch pro Stunde einer Energiesparlampe. Insgesamt hat der Suchmaschinenkonzern sogar einen höheren Jahresenergiebedarf als beispielsweise Sri Lanka.
Und nun? Internet abschalten und tschüss?
Um eine brauchbare Antwort zu finden, wie sich Online-Angebote künftig nachhaltiger gestalten lassen, lohnt ein Blick auf die Gesamtbilanz des Internets. Diese teilen Expert*innen in drei Komponenten – und alle drei fressen Ressourcen wie seltene Erden und elektrische Energie: Data Center (ca. 30 %), Netzwerke (ca. 28 %) und Endgeräte (ca. 42 %). Vor allem die Endgeräte drücken aufgrund der schieren Masse mächtig auf die Klimabilanz. So sind allein in Deutschland rund 68 Millionen vergleichsweise sparsame Smartphones und knapp 18 Millionen energiehungrige Desktop-PCs in Betrieb. Doch mit welchen Geräten User den Content über die Unternehmensgrenzen hinweg konsumieren, entzieht sich schlichtweg unserer Einflusssphäre und der unserer Kunden.
Gesamtbilanz des Internets
Dennoch tun wir Magaziniker, was wir können und empfehlen fürs Surfen auf dem Handy, Tablet oder PC beispielsweise den Darkmode. Damit lässt sich ganz einfach Energie sparen und Ladezyklen bei mobilen Endgeräten deutlich verlängern. Und es gilt natürlich: je weniger das Gerät empfangen muss, desto weniger Energie benötigt es.
Als Content-Anbieter können wir vor allem in zwei Bereichen einen Unterschied machen: bei der Entscheidung für den Provider und wie datenintensiv unser Content-Angebot ist. Wir Magaziniker haben uns beispielsweise schon vor Jahren für Europas grünstes Rechenzentrum von HostEurope entschieden und lassen dort unsere eigenen und auch viele Websites unserer Kunden hosten. Das zeichnet sich durch besonders hohe Energieeffizienz aus, was laut Angaben des Unternehmens zu Einsparungen von über 25 Millionen KWh im Jahr führt.
Der Trick: kleinere Brötchen backen
Grundsätzlich gilt: Je mehr Daten durchs Netz und dann auf den Endgeräten dargestellt werden müssen, desto größer der Energiehunger insgesamt. Deshalb optimieren wir Magaziniker unsere Websites. Je kleiner eine Website, desto weniger Energie beim Hosting, beim Transport durchs Netz und bei Empfang und Darstellung. Sie sind schneller, freuen den User und werden von Google durch besseres Ranking belohnt. Eine echte Win-Win-Situation also.
So macht man Websites energiesparend
- Videos und Bilder ideal komprimiert ausliefern
- Bilder responsive je nach Screengröße ausliefern
- Lazy Loading von Bildern nur im Sichtbereich
- Moderne, sparsame Bildformate wie webP
- Minified und Combined Sources nutzen
- Datenkomprimierung serverseitig aktivieren
- Caching gezielt beim Betrachter nutzen
- Server-Side-Caching der Seiten
Im Rennen um den nachhaltigsten Kommunikationsweg gibt es unterm Strich keinen klaren Sieger. Es gilt also die besten Wege für die eigenen Bedürfnisse zu finden und sie individuell zu verbessern, denn sowohl Print als auch der digitale Raum bringen wichtige Kommunikationstools mit sich.
Sie wollen wissen, wie nachhaltig Ihre Webseiten sind?
Hier sind ein paar Tools zum Ausprobieren: