Erzählen wirkt? Das könnte jeder behaupten. Doch die Verbindung von Storytelling und Marke (und natürlich auch Arbeitgebermarke) ist ein mittlerweile intensiv erforschtes Thema. Unzählige Artikel, Studien und Bücher beschreiben, wie und warum Storytelling ein wichtiger Faktor für Markenbindung und -loyalität darstellt und damit wirklich wirkt. Wir sind tief in die Hirnforschung abgetaucht und stellen hier die für Sie die wichtigsten Punkte zusammen.
Geschichten, Gehirn und Gedächtnis
Das menschliche Gehirn ist darauf programmiert, Geschichten besser zu speichern als nackte Daten. Studien aus der kognitiven Psychologie zeigen, dass gut erzählte Geschichte 22-mal stärker im Gedächtnis bleiben. Menschen erinnern sich also deutlich besser an Fakten, wenn die in eine Story verpackt sind. Geschichten machen es unserem Gehirn einfacher, einen Sinn zu finden und Verbindungen zwischen Daten und Ereignissen zu knüpfen. Botschaften werden so leichter verstanden und verinnerlicht.
Gut erzählte Geschichten bleiben 22-mal stärker im Gedächtnis.
Gute Geschichten können außerdem die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin und Oxytocin auslösen. Dopamin wird freigesetzt, wenn wir etwas Interessantes oder Spannendes erleben, und es fördert die Aufmerksamkeit sowie das Lernen. Oxytocin, oft als „Kuschelhormon“ bezeichnet, wird bei sozialer Interaktion und emotionalem Austausch ausgeschüttet. Es verstärkt das Gefühl von Vertrauen und Verbundenheit. Wenn eine Geschichte also „emotionale Nähe“ schafft, kann sie auch das Vertrauen und die Bindung an die Marke stärken.
Quelle: Hamby, Anne, David Brinberg, und Kim Daniloski. 2017. «Reflecting on the journey: Mechanisms in narrative persuasion.» Journal of Consumer Psychology 27 (1): 11-22. doi.org/10.1016/j.jcps.2016.06.005
Aktivierung mehrerer Hirnregionen
Geschichten aktivieren außerdem nicht nur das Sprachzentrum im Gehirn. Sondern sie regen zudem auch sensorische und motorische Areale des Gehirns an. Also solche Bereiche, die eigentlich mit der realen Erfahrung der beschriebenen Handlungen verbunden sind. Diese multisensorische Aktivierung macht Geschichten besonders eindringlich. Verantwortlich dafür sind Spiegelneuronen, genauer gesagt Spiegelneuronen-Systeme. Die helfen uns, zudem auch die Gefühle anderer Menschen nachzuvollziehen.
Geschichten aktivieren nicht nur das Sprachzentrum, sondern regen zudem sensorische und motorische Areale des Gehirns an.
Wenn wir eine emotionale Geschichte hören oder sehen, aktivieren diese Neuronen ähnliche emotionale Reaktionen in uns selbst. Wir sind empathisch und fühlen uns verbunden. Für Marken bedeutet dies: Storytelling kann helfen, ein tieferes emotionales Verständnis und eine engere Verbindung zur Zielgruppe zu generieren.
Quelle: Spiegelneuronen und Empathie, www.spektrum.de/news/was-steckt-wirklich-hinter-den-spiegelneuronen/1991029
Storytelling und Lernen
Auch aktuelle Ergebnisse aus der Verhaltensforschung legen nahe, dass Storytelling eine wichtige Rolle bei der Förderung der Kunden- und Mitarbeitendenzufriedenheit spielen kann. Kunden und Mitarbeitende, die durch Geschichten emotional angesprochen werden, zeigen eine höhere Zufriedenheit und Bindung an die Marke. Insgesamt weiß die Wissenschaft, dass Storytelling tief in die Art und Weise eingreift, wie unser Gehirn Informationen verarbeitet, Emotionen erlebt und Verbindungen knüpft. Indem Marken Geschichten erzählen, die ihre Werte und Visionen vermitteln, schaffen sie nicht nur kurzfristige Aufmerksamkeit, sondern auch langfristige Bindung.
Storytelling im digitalen Raum kann seine Stärken besonders gut in Interaktions- oder Gamification-Formaten ausspielen.
Insbesondere in der digitalen Arena kann gut konzipiertes Storytelling helfen, sich bei der Zielgruppe durchzusetzen. Hier hat sich die pädagogische Forschung mit der Gestaltung digitalen Lernmaterials beschäftigt und belegt, dass eine rein passive Rezeption von Lerninhalten (z. B. Betrachten von Videos) keine nachhaltigen Lernerfolge bringt. Stattdessen sollten Lernende durch die mediale Aufbereitung angeregt werden, sich kognitiv aktiv mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Storytelling im digitalen Raum kann also vor allem dann seine Stärken ausspielen, wenn Interaktion, Entdecken und Gamification möglich sind.
Quellen: Digitalisierung im Bildungssystem: Handlungsempfehlungen von der Kita bis zur Hochschule, Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK), 2022
Differenzierung von der Konkurrenz
Mit Storytelling können Unternehmen die Authentizität und Einzigartigkeit einer Marke hervorheben, und sich so von der Konkurrenz abheben. Geschichten, die die Kernwerte und die Identität einer Marke vermitteln, können helfen, eine starke emotionale Bindung aufzubauen.
Storytelling ist eine wirkungsvolle Methode, um tiefere und dauerhafte Verbindungen zwischen Marke und Zielgruppe zu schaffen.
In der internen Kommunikation kann Storytelling die Unternehmenskultur fördern und das Gemeinschaftsgefühl unter den Mitarbeitenden stärken. Geschichten über gemeinsame Erfolge, Herausforderungen und die Werte des Unternehmens tragen dazu bei, ein einheitliches und motiviertes Team zu schaffen.
Storytelling ist somit eine wirkungsvolle Methode, um tiefere und dauerhafte Verbindungen zwischen Marke und Zielgruppe zu schaffen. Es geht darum, das Herz und den Verstand gleichermaßen anzusprechen – und genau darin liegt die Kraft des Storytellings.
Quellen: Storytelling – das Geschichtenerzählen als Instrument der Marketingkommunikation: Betrachtungen zur Effektivität eines crossmedialen Marketinginstruments, www.monami.hs-mittweida.de/frontdoor/index/index/docId/14068
The Rise of Storytelling as the New Marketing, Publishing Research Quarterly 28(2), Joe Pulizzi, June 2012 , www.researchgate.net/publication/257770402_The_Rise_of_Storytelling_
as_the_New_Marketing