Coole Produkt­fotos mit Wirkung — dank der Guerilla-Taktik

Egal, ob es sich um einen Venti­lator, ein Zahnrad oder eine kleine, zentrale Rechen­ein­heit handelt — mithilfe unge­wöhn­li­cher Produkt­fo­to­grafie (Licht­bild mit Über­ra­schungs­ef­fekt) können wir daraus ein Design-Life­sty­le­pro­dukt, einen Gold­barren oder einen futu­ris­ti­schen Super­com­puter entstehen lassen. Und das ist im Ideal­fall der Beginn einer wunder­baren Geschichte im Kopf unserer Leser.

Maschi­nen­bau­teile, Werk­zeuge und andere B2B-Produkte sind nicht unbe­dingt attraktiv, sondern eher funk­tional — und arbeiten häufig im Verbor­genen. Der Fokus der Inge­nieure liegt auf Funk­tion und Effi­zienz, nicht auf einem anspre­chenden Äußeren. Doch das ist alles eine Frage der Perspek­tive. Wer unge­wöhn­liche Produkt­fotos für Kunden- oder Mitarbeiter­magazine machen will, muss nur genau hinschauen — und mit den „rich­tigen“ Mitteln arbeiten. Diese brau­chen jedoch nicht groß, teuer oder aufwändig sein. Eine unserer bewährten Vorge­hens­weisen ist, eine Bezie­hung zum Objekt aufzu­bauen.

Imagi­nieren, foto­grafieren, Geschichten proji­zieren

Wir wollen in den von uns gestal­teten Maga­zinen die Produkte nicht wie im Katalog wirken lassen: nüch­tern und tech­nisch. Viel­mehr wollen wir möglichst viel Emotion beimi­schen. Deshalb über­nehmen wir bei Produkt­storys die Foto­grafie gerne selbst und können dann — da wir immer die Anfor­de­rungen des Layouts im Hinter­kopf haben — maximal intuitiv und agil vorgehen.

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: mystisch

Wird dieser Rechner einmal die Welt regieren?

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Hi Key Gegenlicht

Die Insi­gnie der gefe­derten Macht?

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Technik von innen

Durch dieses Lüftungs­gitter wird er kommen…

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Bauteil Ventilator

I'm a space invader...

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Schnecke aus Froschperspektive

Volle Kraft voraus — dank fossilem Design.

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Rakete Start

Ready for Lift-off!

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Zahnrad Messing und Gold

Dieser „Gold­barren“ war eine gute Inves­ti­tion.

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Film noire

Film­reif beleuchtet: Ich schau dir in die Augen, Großer.

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Düster und Licht

Und jetzt: volle Kraft voraus!

Das Ziel ist also, ein unge­wöhn­li­ches Bild (für ein beson­deres Layout) zu machen, das sich sofort von normaler Produkt­fo­to­grafie unter­scheidet. Dazu gehen wir nach der Magaziniker-Guerilla-Taktik vor: Zunächst nähern wir uns dem Produkt an, indem wir seine Form analy­sieren und dabei versu­chen, sein Wesen zu verstehen. Eine mutige Entschei­dung zum Einsatz des Lichts (natür­liche oder künst­liche Beleuch­tung) bildet oft den Ausgangs­punkt. Darauf folgt ein intui­tives Testen, wie das Produkt auf verschie­dene Licht­rich­tungen reagiert. Hat das Objekt spie­gelnde Flächen oder kann es einen inter­es­santen Schatten werfen? Sind eher die Details oder die Außen­form optisch span­nend? Kompo­si­tion, Blick­winkel, Ausschnitt, Licht — das alles sind die Mittel, um Indus­trie­pro­dukten mehr Leben einzu­hau­chen und ihnen eine Geschichte mitzu­geben.

6 Guerilla-Tipps für coole Produkt­fotos

  • Spiel mit Licht: Viel Licht / wenig Licht (Spot­light?)
  • Agil bleiben, mit der Kame­ra­po­si­tion expe­ri­men­tieren!
  • Entschei­dung: viel Tiefen­schärfe? Oder ganz wenig?
  • Sind Unter­gründe (k)ein Thema?
  • Nähe erlaubt oder Distanz nötig? (Makroobjektiv/Weitwinkel)
  • Mut zu uner­war­teter Post­pro­duk­tion (RAW-Bear­bei­tung, Look).

… und dabei immer schnell und intuitiv arbeiten, und sich über­ra­schen lassen.

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Mehr als Kupfer in Licht und Schatten.

Sechs sells: mehr als Kupfer in Licht und Schatten.

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Low key — high sharpness.

Aus der Tiefe ins Licht: low key — high sharp­ness.

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: A tech shade of yellow.

Wo Licht ist… a tech shade of yellow.

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Von Innen nach Außen.

Spooky: What’s cree­ping outside?

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Das rote oder das blaue Kabel?

Thriller: das rote oder das blaue Kabel?

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Low key, der Orden.

Uner­setz­lich: Dieses Klei­nig­keit hat sich einen Orden verdient.

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Startklar im Hangar.

Blowin’ in the wind: start­klar im Hangar.

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Blick in die Turbine.

Next dimen­sion: Turbine, check!

Coole Produkt Fotografie mit Storytelling: Startklar — Apollo Rakete.

Life on Mars: Houston, wir können down­counten!

Auslöser drücken und post­pro­du­zieren  

Tipps und Erklä­rungen helfen aber nicht viel, wenn eines fehlt: Das Inter­esse am Objekt. Was ist die Moti­va­tion, genau jetzt und hier auf den Auslöser zu drücken? Weitere wich­tige Fragen, die man sich stellen sollte, lauten: Lassen die Details genug Spiel­raum für die Fantasie des Maga­zin­le­sers — wieviel bleibt erkennbar? Welche Aufgaben hat die Produkt­fo­to­grafie im Layout? Was muss unan­ge­tastet bleiben und was darf künst­le­risch verfremdet werden?

Zusätz­lich hilft das Wissen, was in der „Dunkel­kammer“ (RAW-Bear­bei­tung, vgl. Post­pro­duk­tion) möglich ist, und der Wille, dogma­ti­sche Hemmungen abzu­legen, um einfach mal was Wildes auszu­pro­bieren. Auch Mut und Schnel­lig­keit sind gefragt: Löschen und zurück­ru­dern ist ja immer möglich, falls der Kunde zum Beispiel mit einem Gold­barren statt einem Zahnrad (siehe oben) doch nicht so viel anfangen kann wie gedacht. Man könnte dann ja immer noch auf die Bilder in der Media­da­ten­bank des Kunden zurück­greifen.

Lausch­an­griff: bei der Proof­sich­tung mit Kunde und AD

Kunde: „Wo am Venti­lator ist denn eigent­lich dieser coole Ausschnitt mit den Rippen foto­gra­fiert? Wirkt riesig auf mich.“

AD: „Ähem, ———“

Kunde: „War das hier? Oder dort?“

AD: „Nein, … (das sieht halt auf A4 viel größer aus) — … ja, doch, hier auf dem Flügel! Der foto­gra­fierte Ausschnitt ist im Original nur drei Zenti­meter groß! — Tja, da habe ich wohl so schnell foto­gra­fiert, dass ich schon wieder vergessen habe, wo das Produkt so über­ra­schende Details hat.“

Gernot Walter
  • Autor:
    Gernot Walter
  • Datum:
    12.08.2020
  • Lesezeit:
    Text? Etwa 6 Minuten. Bilder? [individuell]

Artikel bewerten:

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne
Loading...