„Anar­chie ist beim Foto­gra­fieren immer ein guter Tipp“


Leser lieben Bilder – dabei ist es völlig egal, ob in der internen oder der externen Kommu­ni­ka­tion. Beson­ders bei starken Fotos bleiben die Augen hängen. Wir lüften das Geheimnis hinter solchen Bildern.

Unsere Zukunfts­platt­form 6.0 haben wir zusammen mit der Agentur für Foto­grafie Foto­gloria ins Leben gerufen. Dort erzählen wir Zukunfts­ge­schichten, die hier­zu­lande von Indus­trie, Wissen­schaft und Politik geschrieben werden. Bilder spielen dabei eine enorm wich­tige Rolle. Mit Edda und Mike von Foto­gloria haben wir deshalb über drei richtig gute Fotos gespro­chen und darüber, wie man solche Fotos macht – oder machen lässt.

Mike Gamio und Edda Fahren­horst von der Foto­agentur Foto­gloria wissen, wer gute Fotos macht.

Hammer Bilder? Hammer hier:

Im Bionik-Labor von FESTO, Spezia­list für Pneu­matik in der Auto­ma­ti­sie­rung

Edda: Das ist für meine Begriffe ein sehr starkes Bild, weil es die Bewe­gung so unglaub­lich schön einge­fangen hat. Gleich­zeitig weckt es eine große Neugier: Wenn ich es anschaue, möchte ich sofort wissen, was dahin­ter­steckt.

Mike: Man sieht, dass Jan das Bild sehr durch­dacht hat. In der Kompo­si­tion räumt er dem Menschen wenig Raum ein, der Technik dafür umso mehr – und das korre­liert zu der Geschichte, die im Artikel dazu erzählt wird. Das ist schon hohe Foto­gra­fen­kunst: Über eine Mehr­fach­be­lich­tung hat Jan es geschafft, den ganzen Bewe­gungs­zy­klus des Robo­ters in einem Foto einzu­fangen. Der Roboter nimmt aus dem einen Topf mittels Saug­napf eine Kugel, bewegt seinen Arm auf die andere Seite und legt die Kugel dort ab. In einem „Schnapp­schuss“ hätte man das gar nicht darstellen können.

Physiker Hans-Jürgen Lugauer, tätig in der Vorent­wick­lung bei Leuch­ten­her­steller OSRAM

Edda: Das war ein Porträt mit sehr hohem Schwie­rig­keits-Level – denn wir konnten dieses Foto nicht im Labor machen, wo der Herr norma­ler­weise arbeitet, sondern mussten wegen Corona-Restrik­tionen auf ein Pfört­ner­häus­chen auswei­chen. Foto­graf Jan Hosan hat in dieser Umge­bung, mit einer zeit­li­chen Limi­ta­tion von gerade einmal 10 Minuten und ohne großer Vorpla­nung das Optimum raus­ge­holt.

Die Spie­ge­lung und das Licht gehen über die Brille in die Pupillen und schaffen so auch eine Verbin­dung zum Denk­zen­trum. Man versteht, dass der Herr hier sich intel­lek­tuell mit dem Thema Licht ausein­an­der­setzt – und das auf einen Blick.

Thomas Straub­haar, Professor für Inter­na­tio­nale Wirt­schafts­be­zie­hungen an der Univer­sität Hamburg

Edda: Dieses Foto lebt von einer gewissen Anar­chie, von einer gewissen Do-it-yourself-Atti­tüde – die aber mit viel Können und Erfah­rung unter­legt ist. Foto­graf Tobias Gerber hatte sich einen Licht­wedel mit Glas­fa­sern gebaut und dann mit dem Licht um den Professor herum „gemalt“, damit es so aussieht, also würde dieser gerade in einer Zeit­ma­schine verschwinden. Es erin­nert an Science-Fiction und Warp-Antrieb. Im dazu­ge­hö­rigen Artikel geht es ums Altern, das ist die thema­ti­sche Verbin­dung.

Mike: Tobias hat dazu eine Länger­zeit­be­lich­tung verwendet. Obwohl er vor Ort stets im Bild war, sieht man ihn deshalb später auf dem Foto nicht.


Bock auf tolle Fotos? Hier kommen 3 Tipps:

Tipp 1: Wie mache ich selbst gute Fotos für den Haus­ge­brauch?

Edda: Anar­chie ist immer ein guter Tipp. Sich vorher nicht zu viel über­legen und eher einfach loszu­gehen. Und: Nicht zu früh aufgeben! Ein tolles Foto klappt viel­leicht erst beim 10. Versuch.

Mike: Trau dich! Spiel mit verschie­denen Winkeln und Licht, abge­fah­renen Perspek­tiven, etc. In der digi­talen Foto­grafie hat man kaum noch Limi­ta­tionen, was Spei­cher­platz angeht und unend­lich viele Möglich­keiten – damit kann die private Foto­grafie sehr span­nend sein und bleiben. Für die Foto­grafie im Busi­ness­um­feld wird es natür­lich auf vielen Ebenen kniff­liger, aber dafür gibt es aber ja profes­sio­nelle Foto­gra­finnen und Foto­grafen, die gerne auch die wildesten Ideen umsetzen.

Tipp 2: Wie lasse ich so richtig tolle Fotos machen?

Mike: Je klarer deine eigene Vorstel­lung, desto besser. Refe­renzen zu sammeln, ist eben­falls eine gute Idee. So können wir als Agentur, die die rich­tigen Leute für den Job vermit­telt, gleich eingrenzen, welche Foto­grafen in Frage kommen.

Edda: Man sollte schon etwas Erfah­rung und ein Gespür für Qualität mitbringen. Dazu noch die Bereit­schaft, Geld auszu­geben – denn Qualität ist wert­voll.
Entweder man traut es sich zu, selbst zu beur­teilen, welcher Foto­graf wirk­lich tolle Fotos macht, oder man beauf­tragt eine Agentur wie uns, die im profes­sio­nellen Foto­gra­fie­sektor unter­wegs ist.

Tipp 3: Wie briefe ich Foto­grafen richtig?

Mike: Das kommt darauf an, was man haben will. Wenn ich eine Maschine verkaufen und die bewerben möchte, braucht der Foto­graf ein möglichst genaues Brie­fing, damit auch alle wich­tigen Features des Produktes abge­bildet werden. Wenn ich eher Fotos haben möchte wie die, die wir hier bespre­chen, dann würde ich viel­leicht gar nicht briefen, sondern eher Refe­renzen schi­cken, die den Look des Fotos zeigen. Solche Fotos leben von Krea­ti­vität, Spon­ta­neität und – wie Edda sagt – Anar­chie.

Benjamin Bauer

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