Vor neun Monaten sagte sie Ja zu den Magazinikern. Natürlich dreht sich jetzt alles um ein Thema: Nachwuchs. Kollegin Eveline über die Vereinbarkeit von Elternschaft und Magazinikertum.
Kinder sind Beziehungskiller. Das gilt sicher in besonderem Maße, wenn die Liebe zum neuen Arbeitsplatz frisch ist wie ein Babypups. Wenn man noch viel Zeit miteinander verbringen will und sich von der Schokoladen- und nicht von der rotzverschmierten, augenberingten Seite zeigen will. Bringt man jedoch wie ich schon zwei Kinder mit in den Job, bleibt nichts anderes übrig, als gleich die von Kinderhänden verknitterten Karten auf den Tisch zu legen.
Kinder haben Krankheiten. Das kam schon in meinem Vorstellungsgespräch zur Sprache. Ich wollte wissen, ob ich versäumte Stunden gegebenenfalls auch abends oder an anderen Tagen nachholen oder auch mal im Homeoffice arbeiten könnte. Was mir gesagt wurde, ist so auch in den Agenturstatuten nachzulesen: „Wir bieten Eltern Unterstützung durch Flexibilität und Kulanz und benachteiligen niemanden, weil er/sie kranke Kinder hat.“
Krankmeldung erst am zweiten Tag
Nun prüfen kleine Menschlein ja die Worte von Autoritäten ganz gern empirisch auf ihre Geltung. Entsprechend häufig ließen meine beiden im vergangenen Winter ihre Körpertemperatur auf kitaunverträgliche Höhen steigen.
Wenn es nur die paar Grad zu viel sind, das Kind aber ansonsten quietschfidel wirkt, ist es viel wert, dass die Magaziniker-Geschäftsführung nicht schon am ersten Krankheitstag ein Attest sehen will. Wer schon mal für eine Krankmeldung mit seinen Rotznasen nur wegen einer Rotznase in einem Kinderarzt-Wartezimmer saß, das locker als Biowaffen-Labor durchginge, weiß, wovon ich spreche.
„Wir bieten Eltern Unterstützung durch Flexibilität und Kulanz und benachteiligen niemanden, weil er/sie kranke Kinder hat.“
Hat der Nachwuchs sich aber doch einmal eine der Krankheiten zugezogen, deren Beschreibungen Kitaeingangsbereiche tapezieren, ist es unbezahlbar, nicht denken zu müssen: „So eine Scheiße! Wie sage ich es den Kollegen, dass ich ausfalle“, sondern sagen zu können: „So ein Scheibenkleister, mein armer Schatz, aber ich bin da.“
Es macht einen Riesenunterschied, verständnisvolle Kollegen und Vorgesetzte zu haben – ob nun, weil sie selbst Kinder haben und es nur zu gut kennen oder schlicht, weil sie eben verständnisvolle Kollegen und Vorgesetzte sind (oder verdammt gute Heuchler). Die Arbeit, die dann liegenbleibt, hebt man da umso motivierter wieder auf.
Flexible Arbeitszeit
Kinder werfen alles über den Haufen. Immer wieder. Ist der Lego-Turm aus Wochenarbeitsstunden und Betreuungszeiten gerade einigermaßen stabil, ändert sich wieder etwas, seien es Sportkurse, Schulzeiten – oder Bedürfnisse.
Man stellt zum Beispiel fest, dass es sich nicht gleichberechtigt anfühlt, wenn das eine Elternteil 60 Prozent und das andere 100 Prozent arbeitet. Dass Flexibilität bei den Magazinikern kein dehnbarer Begriff ist und hier mit Unvorhersehbarem gerechnet wird, zeigt sich auch in prozentualen Anpassungen der Arbeitszeit, die unbürokratisch wie Kindergeburtstage geregelt werden.
Und das Allerbeste: Meine Kinder finden meine nun nicht mehr ganz so neue Beziehung mit den Magazinikern auch cool. Nicht, weil Muttern so ausgeglichen ist. Kinder sind ja egozentrisch. Sondern weil meine kleinen, korrupten Zuckerjunkies den Süßigkeitenschrank in der Agenturküche entdeckten, als sie mal wieder zu warm für die Kita waren, aber ein wichtiger interner Termin anstand. Wie gut, dass Kinder sind wie sie sind – und die Magaziniker ebenso.