Industrieunternehmen sind so international wie eigentlich sonst nix. Wie schön, sich als Redakteur einmal um die Welt zu schreiben. Ein persönlicher kontinentaler Rückblick.
Seit über elf Jahren bin ich jetzt Redakteur bei den Magazinikern und schreibe im Durchschnitt wohl zwei längere Artikel pro Woche. Was ich daran liebe? Allweil interessante Gesprächspartner mit Thematiken, die ich nie wieder vergessen werde. Und das über die ganze Welt verteilt. International is beautiful.
Doch eine Wunde schmerzte, denn ein Erdteil verweigerte sich hartnäckig meiner Neugier: Südamerika. Keine Story, keine Kundengeschichte vom Subkontinent landete auf meinem Schreibtisch. Doch endlich – nach über elf Jahren – ist es der chilenische Transformatorenhersteller Rhona, der mich erlöst. Jetzt habe ich Geschichten von allen Kontinenten erzählt. Und wenn ich sage alle, meine ich alle.
Ein persönlicher Rückblick nach Kontinenten
Europa
Aus Europa kommen wohl die meisten meiner Storys. Nie vergessen werde ich jedoch, wie ich im Sommer 2021 mit dem damaligen Firmen-Golf in die Schweiz fuhr und dann mit der Seilbahn 2.500 Meter hoch auf den Gipfel des Säntis. Dort oben gibt es einen Laser, der Blitze abfängt. Ich übernachtete auf dem Gipfel, schlief jedoch wenig, weil ich mich nicht satt sehen konnte an der grünen Lichtsäule, die den Sternenhimmel emporragte. Die Technik des Blitzableiter-Lasers haut einen eh um – und dann schaut sie auch noch aus wie aus einem Fantasy-Roman!
Australien / Ozeanien
Milchviehzucht per Laser – was soll das denn bitte sein? Es war dann eines der interessantesten Gespräche für mich überhaupt. Die Professorin Cather Simpson aus Auckland hatte gerade eine Firma gegründet, die Rindersperma per Laser sortiert: in männliche und weibliche Spermien, vereinfacht gesagt. Denn nur die weiblichen Spermien sind für die Zucht von Milchkühen interessant. Geiles Partywissen, oder?
Afrika
Viele afrikanische Geschichten gab es leider nicht, dafür aber eine richtig coole. Ein gigantischer Transformator wird auf 122 (!) Achsen, einem regelrechten Schwerlast-Konvoi durch die südafrikanische Savanne und Wüste zu seinem Bestimmungort gebracht: einem Windpark. Auf den Bilder wirbeln die 244 Lkw-Reifen kiloweise Staubwolken auf – und wer dabei nicht Lust kriegt auf Abendteuer, dem kann ich auch nicht helfen. Leider, leider gab es geschäftliche Gründe des Kunden, diesen Artikel kurz vor Veröffentlichung doch noch zu kicken. Und darum hab ich leider kein Foto für euch.
Asien
Die mächtige Industrie in Asien hat mir schon manche super Geschichte geschenkt. Doch Wu Chung-Hsien aus Taichung in Taiwan hebt sich in vielerlei Hinsicht von allen anderen Industrieunternehmern ab, die ich kennenlernen durfte: Er redet nicht nur über Produktivität, Qualität und Geldverdienen (das schon auch!), ihm ist zudem wichtig, dass seine Blechteile einfach schön sind und seinen Kunden echte Freude machen. Ein überraschend philosophischer Austausch war das. Und genauso schön: Wu nimmt sich selbst nicht allzu ernst. Beim Fotografieren macht er Faxen wie ein Grundschüler.
Antarktis
Jaha! Das hätten Sie nicht gedacht, gell? Sogar auf dem antarktischen Kontinent habe ich schon Geschichten gefunden, wenn auch bloß vom warmen Schreibtisch aus. Ein Bild wie ein Poster: Ein grüner Laser schießt in die Milchstraße. Damit erforschen die Wissenschaftler Änderungen in der Erdatmosphäre. Nicht unähnlich dem Blitzlaser auf dem Säntis. Einfach nur wow.
Nordamerika
Ui, die Auswahl hier fällt mir schwer, denn ist wahr: US-Amerikaner wissen einfach, was ’ne Story ist. Egal ob aus der Produktion oder mit höchsten akademischen Weihen: Sie können fesselnd und verständlich erzählen. Herausragend war die Geschichte mit Aidan Brooks vom LIGO-Observatorium im Bundesstaat Washington. Sein Team hatte es recht kurz zuvor geschafft, Gravitationswellen zu messen – eine Technologie, die den Astronomen geradezu die Binde von den Augen reißt. Bei so etwas Großem (fast) dabei zu sein, erfüllt mich mit Ehrfurcht.
Südamerika
2023 kam endlich Chile und damit der letzte Erdteil für meine Maga-Sammlung. Mein Interview-Partner Julio leitete das Gespräch über seinen Transformator-Durchbruch damit ein, dass er gar kein Englisch könne und mir schriftlich alles auf Spanisch zusammenfassen möchte für den Google-Translator. Ich wollte wenigstens eine Frage persönlich stellen und dann erzählte er mir eine Stunde lang in bestem Englisch, über sein Projekt.