Storytel­ling als Image-Booster

Illustration: Magaziniker & KI

Illus­tra­tion: Magaziniker & KI

Das Image polieren, repa­rieren oder das Profil einer Marke schärfen – das alles und mehr kann Storytel­ling. Mercedes, Crocs und Aber­crombie & Fitch zeigen, was gute Geschichten bewegen können.

1. Crocs:

Gummi­lat­schen für Gen Z

Bequem und prak­tisch, aber eher nicht stylisch – daran denken die meisten von uns bei dem Namen Crocs. Denn die bunten Gummi­lat­schen haben sich vor allem bei denje­nigen durch­ge­setzt, die im Alltag beson­ders lang auf den Beinen sind, wie Köch*innen und Pfle­ge­per­sonal.  

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Doch mit einem geschickten Marke­ting-Schachzug erobert Crocs seit 2017 die Herzen einer neuen Ziel­gruppe: der Gene­ra­tion Z. Dazu koope­riert das Unter­nehmen mit verschie­denen Stars wie Justin Bieber und Post Malone, Desi­gnern und HighEnd-Mode­la­bels wie Balen­ciaga und Vera Bradley – sogar McDonald´s und KFC geben Schuh und Schuh-Acces­soires einen eigenen Look.

Crocs erzählt die Geschichte eines bequemen Schuhs, der sich durch krea­tive Part­ner­schaften und Mut zur Verän­de­rung vom funk­tio­nalen Klei­dungs­stück zu einem Symbol für Indi­vi­dua­lität und Popkultur wandelt. Und die Story trägt Früchte: Die krea­tiven Designs kommen nicht nur bei der jungen Gene­ra­tion gut an, auch die Aktien schnellen seit der ersten Kolla­bo­ra­tion in die Höhe.     

Quellen: Crocs und ihre neue Ziel­gruppe, www.deutschlandfunknova.de/beitrag/crocs-auf-gummischuhe-durch-die-corona-pandemie

Kolla­bo­ra­tionen https://www.crocs.de/pg/kollaborationen/collaborations.html


2. Aber­crombie & Fitch

Wir sind alle coole kids! 

„Wir sind hinter den coolen Kids her. Die attrak­tiven, typisch ameri­ka­ni­schen Kids mit vielen Freunden“, erklärt der ehema­lige CEO von Aber­crombie & Fitch im Jahr 2006. Die Marke verkör­pert die High­school Mean Girls der 90er und 2000er, die zusätz­lich alles und jeden diskri­mi­nieren, die nicht in das „Cool Kids“-Bild passten.

So glänzen die Filialen mit einer sehr einge­schränkten Auswahl an Größen, lauter Musik und möglichst geringer Beleuch­tung. Bei den Store-Mitar­bei­tenden, auch „Models“ genannt, erntet das Label auch einige Rassismus-Vorwürfe. Denn auch die sollen das typi­sche Aber­crombie & Fitch Cliché von „ameri­ka­nisch, klas­sisch, natür­lich“ verkör­pern. Mit anderen Worten: Sie sollen unbe­dingt weiß sein. 

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Das ändert sich im Jahr 2017 mit der CEO Fran Horo­witz und der neuen Story:

Auf die Worte folgen Taten mit einem brand­neuen Sorti­ment, freund­li­cherem Store-Ambi­ente und einer erwei­terten Größen­ta­belle. Aber das reicht noch nicht. 2022 bekennt sich Aber­crombie & Fitch seiner diskri­mi­nie­renden Vergan­gen­heit und arbeitet sie auf mit der Social-Media-Kampagne „This is #Aber­crom­bie­Today“. Bei den Models setzt der Konzern gezielt auf unter­schied­liche Konfek­ti­ons­größen und People of Colour. Doch nicht nur das Image wird mit einem neuen Narrativ aufpo­liert, auch die Zahlen spre­chen für sich. Im Jahr 2023 legt die Aktie des Mode­un­ter­neh­mens um 285 Prozent zu und erntet damit das beste Ergebnis seit dem Börsen­gang 1996. 

Quellen: Aber­crombie & Fitch, https://www.welt.de/iconist/mode/article238512697/Hot-White-auf-Netflix-Gelingt-der-umstrittenen-Marke-Abercrombie-Fitch-der-Imagewandel.html


3. Mercedes-Benz:

Vom Pannen­fahr­zeug zum Verkaufs­schlager 

Dieser Fall ist ein wahrer Klas­siker – und ein bild­haftes Beispiel dafür, wie gutes Storytel­ling aussieht. In den späten 90ern bewirbt sich Mercedes-Benz mit der brand­neuen A-Klasse beim „Auto des Jahres“-Award in Stock­holm. Der Auto­mo­bil­kon­zern erhofft sich mit der Auszeich­nung eine neue Ziel­gruppe zu festigen, die ersten 100.000 Fahr­zeuge sind bereits ausge­lie­fert. Doch dann kommt alles anders.

Beim soge­nannten Elch-Test wird die A-Klasse voll­be­laden bei 60 Kilo­me­tern pro Stunde scharf einge­lenkt – und landet auf dem Dach. Ein schwerer Schlag für Mercedes-Benz. Das dama­lige Sicher­heits-Image mit dem Slogan „Ihr guter Stern auf allen Straßen“ ist dahin.  

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Nach einer kurzen Verschnauf­pause kontert Mercedes, ruft die bereits ausge­lie­ferten Fahr­zeuge zurück und verpasst ihnen ein tech­ni­sches Upgrade: Nied­riger Schwer­punkt, härtere Reifen, andere Federn und neuer Schleu­der­schutz, der zum Sicher­heits­stan­dard wird. Die Geschichte: Mercedes über­nimmt Verant­wor­tung und entwi­ckelt das Auto weiter. Die Story zeigt Wirkung, und Mercedes gelingt es, aus der Not eine Tugend zu machen und aus dem verbeulten Image der A-Klasse wird das Verkaufs­ar­gu­ment für sichere Kurven.  

Quellen: A-Klasse beim Elch­test, https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/kalenderblatt/mercedes-a-klasse-elchtest-104.html

20 Jahre Elch­test-Crash, https://www.spiegel.de/auto/aktuell/20-jahre-elchtest-der-crash-der-die-autogeschichte-veraenderte-a-1173529.html

Sue Strickrodt

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