Der große Magaziniker-Smal­l­­talk-Guide


Kennen Sie das? Sie werden bei einem Termin in Small­talk verwi­ckelt, Ihnen fällt aber kein Thema ein. Unser Wissens-Doyen Florian hilft. Fortan lässt er nicht nur uns in jeder Mittags­pause, sondern auch Sie in unre­gel­mä­ßigen Abständen an seinem Wissens­schatz teil­haben.

Kanzel­kultur

Nadine aus Face­book­hausen sagt: „Wenn man heut­zu­tage was Falsches sagt, landet man sofort hinter Gittern!“

Wenn du in einer katho­li­schen Kirche nicht predigen darfst, ist das ein klarer Fall von Kanzel­kultur! Nur geweihte Männ­erfüße ab Diakon aufwärts dürfen den Bereich der Kanzel betreten und zur Predigt anheben. Für den Rest der Welt ist dieser Ort gesperrt, quasi abge­zäunt. Deswegen heißt er ja auch „Kanzel“. Das latei­ni­sche Ursprungs­wort heißt „cancelli“ und bedeutet „Gitter“ oder „Zaun“.

Und was ist jetzt mit der noch berühm­teren Cancel-Kultur? Auch hier landest du hinter Gittern, wenn auch meist nur typo­gra­fisch. Denn früher, als man noch auf saubere Heft­füh­rung Wert legte, war es Usus, ein falsches Wort mit Lineal und Tinte viermal säuber­lich durch­zu­strei­chen, zweimal von links nach rechts, zweimal von oben nach unten. Ein Gitter­zaun. Das Wort war also durch­ge­git­tert.

Auch der Kanzler, der ursprüng­lich keiner Regie­rung vorstand, sondern nur einer Kanzlei, lebt in zäun­li­cher Tren­nung vom gewöhn­li­chen Volke. Denn Behörden und Gerichts­ge­bäude, wo die Kanz­leien einmal saßen, waren früher eben­falls abge­zäunt.

Trüm­mer­frauen – ein deut­sches Märchen

Die Erzäh­lung von der deut­schen Trüm­mer­frau ist eine gern geglaubte, aber im Wesent­li­chen falsche Propa­ganda-Story. Hier: Grup­pen­bild aus Leipzig, 1949.

Wir alle kennen die Bilder: Kurz nach Kriegs­ende liegen die deut­schen Städte im Schutt, doch Gruppen von Frauen steigen auf die Trüm­mer­haufen und tragen sie beherzt, fröh­lich gar, wieder ab. Aufbau­wille nach der Kata­strophe! Immer gern auch erzählt mit dem Unterton: „Die Männer haben’s versaut, die Frauen bauen wieder auf.“

Stimmt halt bloß nicht. Die Trümmer sind auf andere Weise verschwunden; und die Trüm­mer­frauen nur Produkt einer Propa­ganda-Schau in West wie Ost.

Zunächst muss man wissen, dass Trüm­mer­räumen für die Bevöl­ke­rung der deut­schen Städte 1945 nix neues ist, man hat dies schon seit fünf Jahren getan: 1940 wird die erste deut­sche Stadt bombar­diert. Wer räumt auf? In erster Linie ganz normale Bauar­beiter unter­stützt von Kriegs­ge­fan­genen, Zwangs­ar­bei­tern und verpflich­tend heran­ge­zo­genen Mitglie­dern aus der Hitler-Jugend etwa oder dem Reichs­ar­beits­dienst.

Und wer räumt nach Kriegs­ende auf? Wiederum vor allem Bauar­beiter mit schwerem Gerät und Lkw unter­stützt dieses Mal von kriegs­ge­fan­genen deut­schen Soldaten und ehema­ligen Mitglie­dern der NSDAP (beide von den Besat­zungs­mächten dazu verdon­nert). Der Frau­en­an­teil in diesen Gruppen ist nahe Null. Es ist kein frei­wil­liges gemein­sames Anpa­cken: Enttrüm­mern ist eine Straf­ar­beit oder etwas, was man den Profis über­lässt.

Nur in der sowje­tisch besetzten Zone und in Berlin verpflichten die Besat­zungs­be­hörden die Zivil­be­völ­ke­rung immer mal wieder zum Arbeits­ein­satz in den Trüm­mern, darunter dann tatsäch­lich auch nennens­wert viele Frauen. Aller­dings unter Andro­hung, sonst den Anspruch auf Lebens­mit­tel­scheine zu verlieren. Von Frei­wil­lig­keit keine Spur. In Berlin und der Sowjet­zone entstehen dann auch die Propa­ganda-Bilder der Trüm­mer­frauen, die heute alle kennen. Zum Teil als 1A-Insze­nie­rung mit jungen Models, die geschminkt eine Eimer­kette mimen, in die Kamera lachen und nach Dreh­schluss heim­gehen.

1946/47 wird das Enttrüm­mern dann fast ausschließ­lich eine Ange­le­gen­heit der Baufirmen, die bis Mitte der 1950er Jahren damit beschäf­tigt sind. Der Mythos der Trüm­mer­frau lebt aber in West und Ost weiter. Die Geschichte ist einfach zu gut.

Die Zombie-Apoka­lypse ist da (echt jetzt)

Corona-Virus: Mist, die entfernte Verwandt­schaft kommt zu Besuch.

Kein Genre wurde in den letzten zehn Jahren so totge­ritten wie die Zombie-Apoka­lypse. Compu­ter­spiele, Romane, Filme, Serien sind voller wankender Toter auf der Suche nach Leben­digem.

Und jetzt ist sie da, die Zombie-Apoka­lypse. Kein Scherz.

Ich meine natür­lich die Pandemie. Glück­li­cher­weise läuft sie deut­lich weniger dras­tisch ab als die Zombie­ge­schichten. Das neue Corona-Virus verz­wir­belt zwar jeder­manns Leben und beendet das von hundert­tau­senden. Vergli­chen mit dem Szenario aus The Walking Dead rüttelt hier aber nur ein kleiner Luftzug am Turm der Zivi­li­sa­tion. Nun ja, mir persön­lich reicht’s eigent­lich schon.

Was hat das Ganze jetzt mit Zombies zu tun? Nun, Viren sind selt­same Gestalten. Woher kommen sie eigent­lich? Nach klas­si­scher Auffas­sung bildet das RNA-Virus den ersten abge­henden Ast im Baum des Lebens. Auch Corona-Viren zählen zu den RNA-Viren. Demnach haben wir Menschen mit RNA-Viren die kleinste Anzahl gemein­samer Vorfahren – mit Algen­pilzen, Bärlauch und Seesternen teilen wir bei weitem mehr Ahnen.

Neuere Entde­ckungen (zum Beispiel von bakte­ri­en­großen Riesen­viren) legen aber nahe, dass Viren viel­leicht doch länger in der Groß­fa­milie der rest­li­chen Erden­wesen verblieben als bisher ange­nommen. Es könnte viel­mehr so abge­laufen sein: Der Uropa der ersten Viren war eine echte Zelle mit allem Drum und Dran. Die Kinder und Enkel fanden jedoch Gefallen an einer bizarren Sexpraktik: Sie tricksten andere Zellen aus, fortan ihr Erbgut zu produ­zierten und für Viren-Nach­wuchs zu sorgen. Der ganze Zell­klimbim ist für diese Fort­pflan­zungs­form über­flüssig und so konnten Viren ihre Komple­xität immer weiter redu­zieren, bis sie biolo­gisch gesehen tot waren, aber trotzdem einfach munter weiter­machten. Ein evolu­tio­närer Wieder­gänger – ein Zombie!

Aber das ist noch nicht alles. Wir sagen hier so leichthin „biolo­gisch tot“ – aber was heißt das? Stellen wir die Frage anders­herum: Wie lautet die Defi­ni­tion für biolo­gi­sches Leben? Sechs Krite­rien:

  • Homöo­stase. Das heißt, ein leben­diges System muss sich irgendwie aus sich selbst heraus aufrecht­erhalten und nicht etwa bei der ersten Gele­gen­heit einfach ausein­an­der­fallen.
  • Reiz­bar­keit. Das Ding muss irgendwie auf seine Umwelt reagieren können.
  • Wachstum. Is’ klar.
  • Verer­bung. Das Ding muss Erbinfor­ma­tionen an seine Nach­kom­men­schaft weiter­geben.
  • Stoff­wechsel. Das System nimmt Teile seiner Umwelt in sich auf und verwertet sie. Einfa­cher: Es isst, atmet oder irgendwas in der Art.
  • Fort­pflan­zung. Das Lebe­wesen kann aus sich heraus oder durch Paarung mit einem Artge­nossen neues Leben erschaffen.

Die letzten beiden Krite­rien treffen nicht auf Viren zu. Und damit sind sie raus aus dem Spiel des Lebens. Sie atmen nicht und sie können sich nicht selbst fort­pflanzen. Moment mal – das ist ja wie bei Zombies!

Viren sind zunächst einfach mal da, wie ziellos schlur­fende Zombies. Erst wenn sie in die Nähe einer geeig­neten Zelle kommen, werden sie munter, wie Zombies, die lebende Menschen entde­cken. Der „Biss“ kapert die Opfer­zelle und macht langsam, aber sicher ein plat­zendes Viren­nest aus ihr, so wie auch der gebis­sene Mensch selbst zum Zombie wird (wenigs­tens nur zu einem).

Das neue Corona-Virus ist evolu­tionär und biolo­gisch gesehen also unser entfernter Zombie-Onkel. Und jetzt kommt er zu Besuch. 

Darum war die Höhle besser

Gesund, frei und munter: Wir müssen uns den Stein­zeitler als glück­li­chen Menschen vorstellen.

Hach, trautes Heim, Glück allein. Wie hielten unsere Urahnen das bloß aus, ständig durch die Wälder zu ziehen, stets in der Hoff­nung auf ein erleg­bares Mammut oder Beeren, stets in Furcht vor fauchenden Säbel­zahn­katzen und Bären? Schutz­su­chend von Höhle zu Höhle vaga­bun­die­rend, Regen und stechender Sonne ausge­setzt. Es muss furchtbar gewesen sein.

Öhm, nein. Das eigent­liche Elend des Homo Sapiens begann mit der Erfin­dung des Hauses und des Dorfes, der Vieh­zucht und der Land­wirt­schaft. Kurz: Die Sess­haf­tig­keit hätte die Mensch­heit fast umge­bracht, denn sie zahlte einen unge­heuren Preis dafür. Die Diät der Stein­zeit-Barbaren bestand aus Fleisch, Fisch, Früchten und Nüssen – eine gesün­dere Ernäh­rung kann man sich kaum vorstellen. Ihre Brüder und Schwes­tern in den neoli­thi­schen Dörfern hingegen schlab­berten täglich ihre verdünnte Getrei­de­suppe. Mangel­er­näh­rung war die Folge und die armen Bauern litten ständig unter irgend­wel­chen Krank­heiten. Wegen der stän­digen Enge steckten sie damit das ganze Dorf an. Und aus den Latrinen, Ställen und Herden kamen immer neue Keime und Viren hinzu, die die Menschen dahin­rafften.

Während die Nomaden jeden Monat in ein anderes, klima­tisch freund­li­cheres Gebiet weiter­zogen, waren die Dörfler an ihre Scholle gefes­selt. Im Winter ging ihnen das Essen aus und Miss­ernten oder Vieh­seu­chen hungerten regel­mäßig ganze Land­striche menschen­leer. Hatten die Dörfler denn wenigs­tens mehr Spaß? Sehr wahr­schein­lich nicht. Tatsäch­lich hatten die Barbaren nach erfolg­rei­cher Jagd deut­lich mehr Muße zum Rumlun­gern, Koitieren oder Musik­ma­chen als die Dörfler und Hirten, die sich fast jeden Tag auf Feld und Weide abra­ckerten. Die ausge­gra­benen Skelette der ältesten Sess­haften sind gekrümmt von harter Arbeit und Arthritis. Zusam­men­ge­fasst: Die Wahr­schein­lich­keit, ein kurzes, beschis­senes Leben zu führen, war in den Dörfern weit höher als in den Wäldern.

Warum also um alles in der Welt haben die Menschen sich dies angetan? Homo Sapiens hat von Natur aus einen Hang zur Kultur. Und Kultur­bil­dung ging erfah­rungs­gemäß stets mit dem Hunger nach Macht und Herr­schaft über andere Sapi­ense einher. Leben und lebten noma­di­sche Gruppen in weit­ge­hend egali­tären Gemein­schaften, in denen Werk­zeuge, Enter­tain­ment und Nahrung halb­wegs fair geteilt werden, so sieht das in Dörfern, Städten und Staaten ganz anders aus.

Dauer­hafte Sied­lungen mit Feldern und Tier­herden sind eine verfüh­re­risch gute Voraus­set­zung für Brutalos, andere Leute für sich arbeiten zu lassen. Nur wenn jemand Eigentum besitzt, kann man es ihm auch wegnehmen. Sobald es einer mal mit einem festen Wohn­sitz probierte, kam gleich ein anderer mit ’ner Schutz­geld­for­de­rung ums Eck: „Gib mir jeden Voll­mond ein Schaf ab oder meine Jungs hier vermö­beln dich.“ Heute nennt man dieses Phänomen „Steu­er­be­scheid“.

Grob bilan­ziert: Die Trieb­feder der Sess­haf­tig­keit war ganz offen­sicht­lich nicht der Drang zu einem besseren Leben, sondern die Knute der örtli­chen Warlords. Diese Gewalt­struktur beschleu­nigte den zaghaft begon­nenen Prozess der Sess­haf­tig­keit und verste­tigte ihn.

Warum hauten die Leute nicht ab? Viele taten es. Schon in den aller­ersten uns über­lie­ferten Gesetzen der Mensch­heit wird die Bestra­fung von Zivi­li­sa­ti­ons­flücht­lingen gere­gelt. Und auch ein großer Teil der Bevöl­ke­rung in den Urstädten war nicht frei­willig dort. Menschen wurden aus dem Umland geraubt und in den Städten zur Arbeit gezwungen, damit die Ober­schicht sich mili­tä­risch ausbilden und das Getrei­de­lager schützen konnte.

Die staat­liche Megama­schine aus Krieg, Unter­drü­ckung, Skla­verei und Armut – sie star­tete im ersten Dorf.

Wären wir doch lieber in den Höhlen geblieben.

Menschen­fresser gab es nicht

„Lecker, heute gibt es Missionar!“ – ein euro­päi­sches Hirn­ge­spinst.

Zumin­dest wahr­schein­lich nicht. Wer kann schon beweisen, dass es etwas nicht gab?

Jeden­falls deutet alles darauf hin: Kanni­ba­lismus ist ein Mythos. Natür­lich haben Menschen schon einmal andere Menschen gegessen, entweder aus Hungersnot oder aus Perver­sion – aber ritu­ellen oder kultu­rell akzep­tierten Kanni­ba­lismus gab es nie. Jeden­falls nie bewiesen, obwohl unzäh­lige Male behauptet.

Erster Hinweis: Keine Kultur hat je von sich selbst gesagt, Kanni­ba­lismus zu betreiben.

Das bringt uns zur sozialen Funk­tion. Aller­dings nicht zur Funk­tion des Kanni­ba­lismus‘, sondern zur Funk­tion des Kanni­ba­lismusvorwurfs. Histo­risch und psycho­so­zial dient der Menschen­fres­ser­vor­wurf dazu, die Fremden zu denun­zieren und der eigenen Gruppe zugleich eine höhere Moral zuzu­spre­chen. Der Menschen­fresser ist immer der andere.

Zweiter Hinweis: Der Kanni­ba­lis­mus­vor­wurf ist ein Grenz­phä­nomen. Er trennt geistig-räum­lich die Zivi­li­sa­tion von der Wild­heit. Dehnten sich die Grenzen der eigenen „Zivi­li­sa­tion“ aus, wanderte auch der Kanni­ba­lis­mus­vor­wurf an die neuen Ränder. Als etwa die Wikinger Skan­di­na­viens noch Heiden waren, unter­stellte das christ­liche Europa ihnen Kanni­ba­lismus, sprich: die ulti­ma­tive Unzi­vi­li­siert­heit. Frisch zum Chris­tentum über­ge­treten, begannen die Skan­di­na­vier ihrer­seits damit, den heid­ni­schen Lappen im Norden Kanni­ba­lismus vorzu­werfen. Je weiter die euro­päi­sche Grenze sich ausdehnte, desto mehr Grenz­völker wurden von den Christen beweislos als Kanni­balen denun­ziert: in Brasi­lien, Nord­ame­rika, Papua-Neuguinea, im Kongo und so weiter.

Wie bei so ziem­lich allen geschicht­li­chen Vorgängen, spielten übri­gens auch hier Ökonomie und Macht eine Rolle: Denn mit dem Kanni­ba­lis­mus­vor­wurf konnte man prima recht­fer­tigen, andere Völker zu massa­krieren, auszu­beuten, zu kolo­ni­sieren und zu versklaven. Es traf ja nur unzi­vi­li­sierte Barbaren. Zur „Bürde des weißen Mannes“ gehörte es also auch, fleißig das Gespenst des Kanni­ba­lismus‘ zu bekämpfen.

Nacht­ruhe ist etwas Neues

Nachts wach? Früher hätte man den Nach­barn besucht.

Nachts schläft der Mensch – am besten in einem Rutsch durch. In den USA waren das um 1900 rum im Schnitt pro Nacht noch zehn Stunden, in den 1950ern acht Stunden, inzwi­schen bloß noch sechs­ein­halb Stunden. Jeden­falls steht man hernach auf und der Tag kann losgehen. Normal, oder? Nö.

Denn die Menschen in Europa und anderen west­li­chen Ländern schlafen erst seit der Indus­tria­li­sie­rung so, also seit rund 200 Jahren. Die Arbeiter, Schüler, Soldaten und Büro­kraten sollten sich morgens frisch in den für alle glei­chen Takt der Produk­tion, Schul­an­stalt, Armee oder Amts­stube einfügen. Bei rund 300.000 Jahren Geschichte schla­fender Homo sapiens auf dem Planeten begann das quasi erst gestern.

Histo­risch belegt ist, dass die Menschen der frühen Neuzeit übli­cher­weise in zwei Phasen schliefen. Zum Beispiel so: Um sieben, acht sank man ins Bett und pennte drei, vier Stunden. Dann war man wieder wach und hatte ein, zwei Stunden Zeit für Nötiges und Span­nendes: Holz aufs Feuer legen, mit dem Nach­barn reden, Briefe schreiben, Sex haben oder zum gerade ange­sagten Gott bezie­hungs­weise Heiligen beten. Dann schlief man wieder vier, fünf Stunden. Auch am Tage gönnte man sich in der Regel ein, zwei kurze Schläf­chen. Einen sozu­sagen natür­li­chen Schlaf­rhythmus gibt es deswegen noch lange nicht – die Menschen schliefen und schlafen je nach orts­üb­li­chem Alltag einfach verschieden. Alles eine Frage der Anpas­sung.

Ein Komet zieht seinen Schweif nicht hinter sich her

In welche Rich­tung fliegt dieser Komet? Das kann man leider nicht sagen.

In den Weiten des Alls surren massive Gesteins­bro­cken durch den Raum (die kleinen nennt man Meteo­riten, die großen Aste­ro­iden) und dann gibt es noch Kometen. Kometen bestehen haupt­säch­lich aus Eis und Staub – ein dreckiger Schnee­ball sozu­sagen.

Charak­te­ris­tisch für einen Kometen, den man von der Erde aus sehen kann, ist der Schweif, der manchmal mehrere hundert Kilo­meter lang sein kann. Er bildet sich nur, wenn der Komet in der Nähe der Sonne ist. Denn der Schweif entsteht durch den Strah­lungs­druck des soge­nannten Sonnen­windes. Die Sonne schleu­dert ständig gela­dene Teil­chen ins All. An den Polen der Erde verur­sacht dieser Sonnen­wind das Polar­licht. Bei Kometen bläst er Eis- und Staub­par­tikel an der Ober­fläche einfach weg und lässt sie verglühen – das ist der Schweif.

Das heißt, der Kome­ten­schweif bildet sich stets in die Rich­tung, in die der Sonnen­wind „weht“, zeigt also immer von der Sonne weg – und hat über­haupt nichts mit der Flug­rich­tung des Kometen zu tun. Der Schweif kann auch vor dem Kometen sein.

Ist die Sonne dann weit genug weg, rasen die geschrumpften Schnee­bälle wieder ohne Schweif durch die Schwärze.

Münz­geld wurde erfunden, um Krieg zu führen

Söldner kosten viel Geld. Zum Glück konnte man das einfach erfinden.

Das in der Schule gelehrte Märchen lautet: Münz­geld entstand, um besser tauschen zu können. Der Fischer steht auf dem Markt und hat zehn Fische, der Schreiner hat einen Stuhl. Der Fischer will einen Stuhl, der Schreiner will aber keinen Fisch. Ach, wenn sie doch bloß Geld­münzen hätten!

Solche frus­trie­renden Markt­szenen gab es aller­dings nie und die histo­ri­sche Realität sieht völlig anders aus: Münzen wurden erfunden, um Söldner für Krieg und Beutezug zu bezahlen. Aber was macht ein Söldner mit einer Münze, wenn er damit weder Fisch noch Stuhl erwerben kann?

Auf den jämmer­lich Versklavten in den Minen ruhte die mili­tä­ri­sche Macht der herr­schenden Klasse.

Hier gibt es einen genialen Trick, auf den die herr­schende Klasse fast überall gekommen ist: Gleich­zeitig mit der Söld­ner­be­zah­lung erließ der örtliche Warlord (vulgo: König) ein Gesetz, das seine Unter­tanen zwang, Schutz­geld (vulgo: Steuern) zu zahlen – und zwar in Form von Münzen, die der Warlord selbst in Umlauf gebracht hatte. Damit waren die Münzen des Herr­schers auf einmal etwas wert und die Soldaten konnten einkaufen gehen.

Bezahlt haben das Kriegs­spek­takel also die Abga­be­pflich­tigen. Und das System nährte sich selbst: Die im Krieg gefan­genen Sklaven schmiss man in die Berg­werke. Sie mussten Metalle für Münzen schürfen. Das Ergebnis: mehr Silber ⇒ mehr Söldner ⇒ mehr Krieg ⇒ mehr Sklaven ⇒ mehr Silber und so weiter.

Florian Burkhardt

Artikel bewerten:

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne
Loading...