Das wahr­schein­lich einfachste Magazin der Welt


„Works That Work“ ist ein Magazin, das uns daran erin­nert, worauf es beim Maga­zin­ma­chen wirk­lich ankommt: Eine Idee. Geschichten. Fotos. Erzähler. Alles andere ist Chichi, das den Leser über die Lücke hinweg­lupft, die entsteht, wenn eines davon fehlt.

Kugel­si­chere Schul­ruck­säcke aus Mexiko-City.
Männer, die Berge bauen (auf, nicht ab).
Die Erfin­dung der perfekten Klospü­lungs-Hydro­dy­namik.

Kurz: die über­ra­schende Krea­ti­vität, die Menschen an den Tag legen, um Geld zu verdienen, um mit ihrer Umwelt zurecht zu kommen oder weil sie einfach etwas sehen und eine Idee haben. Darum geht es in diesem Magazin.

Wer so starke Themen hat, und sie guten Autoren und Foto­grafen gibt, braucht sich um Leser nicht zu sorgen. Und Layout-Kopf­stände braucht er auch nicht.

So radikal klar wie die Idee des Maga­zins ist auch seine Aufma­chung: Linie oben, zwei­spal­tiger Satz auf einem Raster aus sechs Halb­s­palten, zwei sehr schöne Maga­zin­schriften in wenigen Schnitten. Dazu ein Papier­wechsel, der die Fotos auf Bilder­druck­pa­pier besser raus­bringt und ein weiterer auf farbiges für die Essays.

Würden wir uns mit so wenig Gestal­tung zu einer Präsen­ta­tion trauen?
Eher nicht („Das ist alles? Wo ist denn ihre Krea­ti­vität?“).

Hut ab vor den Mache­rinnen und Machern. Sie haben eine Idee zu einem Magazin entwi­ckelt, das ebenso wenig Erklä­rungen braucht wie der Titel: Works That Work. Punkt.

works-that-work-cover

Ein Cover ist stark, wenn es Gefühle auslöst. Das funk­tio­niert hier perfekt, denn auch dieses Ding fällt unter „Works That Work“. Im Heft geht es aller­dings um ein Projekt, das einige dieser Dinger aus der Welt schafft, in dem es sie in Kunst verwan­delt.

„Works That Work“ hat starke Themen und Bilder. Entspre­chend nimmt sich die Gestal­tung zurück und beschränkt sich darauf, zu zeigen und Verbin­dungen herzu­stellen. So wie hier zwischen dem tech­nisch simplen Absperr­gitter und seiner symbo­li­schen und fakti­schen Bedeu­tung.

Das Layout beschränkt sich deshalb auf klas­si­sches Maga­zin­layout. Diese Doppel­seite zeigt schon so ziem­lich alle Möglich­keiten, die es vorsieht: zwei Spalten, drei Spalten, Grund­text, Zitat­text, BU.

Dazu Head­lines und Vorspann. Das war es dann auch schon.

Für die wenigen klein­tei­ligen Seiten macht das Raster kein Extra­fass auf. Auch hier geht es um Inhalt, nicht um Präsen­ta­ti­ons­technik.

Für die großen Bild­stre­cken wech­selt das Heft auf ein Bilder­druck­pa­pier, auf dem die Fotos besser zur Geltung kommen.

Noch ein Detail, das kein „oho“ bei Design­wett­be­werben erntet, das aber dem Leser dient: Das Heft ist nicht geklebt, sondern faden­ge­heftet. Damit schlägt es sich viel besser auf und die Bilder liegen flacher. Alles für den Leser.

Martin Reinhardt

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