Irrsinnig Kreativ. Wie verrückt sind die Grafiker bei pr+co?


Auf Knopf­druck kreativ sein ist gar nicht so leicht. Das bekommt auch die Grafik bei pr+co manchmal zu spüren. Darum haben wir uns gefragt: Sind wir irre genug, um schöp­fe­risch zu sein?

Grafiker-Team

Auf der Suche nach Inspi­ra­tion

Als Grafiker bei pr+co haben wir es nicht immer leicht. Dem Künstler treibt die Angst vor der weißen Lein­wand Schweiß auf die Stirn. Bei uns führt das noch völlig kahle Layout manchmal zu einem ähnli­chen Effekt. Wenn sich die Inspi­ra­tion trotz inten­sivstem Drängen der kleinen Stimme im Ohr „erschaffe, schöpfe!“ nicht einstellen will, wünschen wir uns häufig, den Ideen­reichtum und die Krea­ti­vität eines Warhol oder eines van Gogh zu haben. Was verlieh diesen Größen ihre Genia­lität, wer war ihre Muse?

Alles nur Vorur­teile

Man munkelt zuweilen manch einer hätte ein „Rad ab“ und nicht selten wird man Zeuge hart­nä­ckiger Klischees, die sich um Krea­tive ranken. Ob eigen­wil­lige Hobbys wie das Sammeln von Über­ra­schungsei-Figuren, Spleens wie das konse­quente Desin­fi­zieren sämt­li­cher Gegen­stände auf dem Schreib­tisch oder ein auffäl­liges exzen­tri­sches Äußeres sind gängige Vorur­teile über diese merk­wür­digen, kreativ arbei­tenden Sonder­linge. Deutet dies nun darauf hin, dass Krea­tive umso krea­tiver sind, je höher ihr „Psycho“-Faktor ist oder reicht es bereits aus, ein wenig „balla balla“ zu sein?

Der „Verrückte-Vogel-Faktor“

Natür­lich bleiben auch mir immer diese „crazy guys“ im Gedächtnis, die im Design­stu­dium durch eine Prise Wahn­sinn selbst beim Objekt­zei­chen­kurs die wildesten und krea­tivsten Phan­ta­sie­welten aufs Papier gebracht haben. Sie hüllten ihren nackten Ober­körper in abge­wetzte Pelz­mäntel und trugen Dread­locks oder lila Cord­latz­hosen, denen ein Bein fehlte. Pünkt­lich waren sie selten, Timings verschwitzen sie, aber ihre visu­ellen Konzepte waren stets legendär.

Auf der Suche nach dem „Verrückter-Vogel-Faktor“ bei pr+co führte mein kriti­scher Scan der Nach­bar­schreib­ti­sche aller­dings zu einem eindeu­tigen Fazit: der Pegel des Wahn­sinns ist, zumin­dest in der pr+co-Grafik, längst nicht so hoch wie laut Theorie zu befürchten gewesen wäre. Heute zählte ich bei einem Team, das aus sechs Grafi­kern besteht, immer noch zwölf Ohren.

grafikprcobodenmalen

Wie werde ich kreativ?

Was sich jedoch auch bei uns immer wieder zeigt ist, dass gerade dieje­nigen beson­ders kreativ sind, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und ihren Gedanken Raum und Zeit geben, um sich zu entwickeln.Wahnsinn braucht es dafür nicht. Krea­ti­vität entsteht bei pr+co meist dann, wenn Grafiker und Projekt­ma­nager gemeinsam an einer Idee schrauben und sich auf diese Weise mit unter­schied­li­chen Erleb­nis­welten, Hinter­gründen, Kulturen – und ja, viel­leicht auch Spleens – gegen­seitig inspi­rieren.

Zum Abschluss ein paar Tipps direkt aus dem pr+co-Büro, die helfen, dem Wahn­sinn zu entgehen und die Krea­ti­vität dennoch zu stei­gern:

1Von Kindern lernen und neugierig bleiben

Kinder sind Entde­cker, die ständig alles hinter­fragen. Inno­va­tive Ideen hat, wer viel­seitig inter­es­siert ist und viele Fragen stellt. Im Alltag kommt uns dieser kind­liche Forscher­drang oft abhanden. Also nicht die Chance verpassen, Dinge zu durch­leuchten und immer wieder Unbe­kanntes zu entde­cken. Googeln kann man hinterher immer noch.

2Scheu­klappen ablegen

Jeden Tag nehmen wir denselben Weg zur Arbeit. Wir gehen vorbei an Haus­fas­saden, die immer gleich aussehen, und kaufen uns beim Bäcker um die Ecke dasselbe Früh­stücks­bröt­chen. Natür­lich ist es ange­nehm, bekannten Pfaden zu folgen, wenn sich Geist und Körper noch im Halb­schlaf befinden. Was uns dabei manchmal entgeht, sind neue Eindrücke, die wir so drin­gend brau­chen, um der Krea­ti­vität wieder Antrieb zu geben.

3Kontakte nutzen und über den Teller­rand schauen

Wer auf einer WG-Party keinen kennt, gesellt sich mit großer Wahr­schein­lich­keit zu der Gruppe, mit der er sich aufgrund opti­scher Merk­male (ey, die Jacke ist von der glei­chen Marke wie meine Snea­kers) verbunden fühlt. Oder die sich mit einem Thema beschäf­tigt, dass ihn selbst auch inter­es­siert (bei denen geht’s tatsäch­lich um Nintendo? Fett!). Wer sich aber immer nur mit seines­glei­chen umgibt, verpasst die Chance auf krea­tiven Input durch Anders­den­kende. Es gilt also, sich einen möglichst großen, bunten Bekann­ten­kreis zu schaffen um neue Eindrücke, Welt­an­schau­ungen oder auch Kunst- und Design­vor­lieben zu sammeln und so den eigenen Hori­zont zu erwei­tern.

4Analog leben und Muße haben

Nonstop pras­seln Milli­arden von Infor­ma­tionen auf uns ein. Ordner füllen sich mit Bild- und Text­daten, scheinen fast zu explo­dieren. Und während man versucht, die Über­sicht über die zahl­rei­chen geöff­neten Layout­do­ku­mente zu behalten, verlangen Outlook oder ein Kollege schon wieder nach Aufmerk­sam­keit. Wer bei dieser Infor­ma­ti­ons­flut noch auf bahn­bre­chende, krea­tive Ideen kommt, muss schon ein echtes Multi­tas­king­ta­lent sein. Da hilf nur noch eins: Abschalten! Wenn schon nicht im Berufs­alltag, dann wenigs­tens am Wochen­ende. Krea­ti­vität entsteht, das wussten schon die Großen, wenn wir „Muße“ habe. Also einfach mal wieder die alten Zeichen­uten­si­lien hervor­kramen, in aller Ruhe ein biss­chen Hand­werken oder mit den Liebsten raus in die Natur. Das Smart­phone bleibt aber zu Hause.

5Eigenes wagen

Natür­lich lieben wir alle die Ästhetik und sind begeis­terte Sammler von gran­dios gestal­teten Maga­zinen. Die Page oder Slanted zeigen, was in Sachen Design gerade so läuft und zahl­reiche Blogs präsen­tieren die neusten Trends. Es kann nie schaden, infor­miert zu sein und zu wissen, womit sich die Design­szene aktuell beschäf­tigt. Dennoch ist es ratsam, auch einfach mal der Intui­tion zu folgen und den eigenen Stil nicht jeder „ange­sagten“ Mode­er­schei­nung anzu­passen. Zunächst harmlos inspi­riert durch andere Gestalter wird ein anspre­chendes Layout irgend­wann zu einer Kopie einer Kopie einer Kopie und landet auf dem Wühl­tisch.

Rebekka Schramke

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